Friedenstanz
Es keimen der Seele Wünsche,
Es wachsen des Willens Taten,
Es reifen des Lebens Früchte.
Ich fühle mein Schicksal,
Mein Schicksal findet mich.
Ich fühle meinen Stern,
Mein Stern findet mich.
Ich fühle meine Ziele,
Meine Ziele finden mich.
Meine Seele und die Welt sind Eines nur.
Das Leben, es wird heller um mich,
Das Leben, es wird schwerer für mich,
Das Leben, es wird reicher in mir.
Strebe nach Frieden,
Lebe in Frieden,
Liebe den Frieden.
Rudolf Steiner
Die Welt sehnt sich nach Frieden, so verwundert es nicht, dass Steiners Friedenstanz bei der Welttagung zur Feier von 100 Jahren Waldorfkindergarten in Dornach vom 8. bis 12. April 2026 jeden Morgen zu sehen sein wird.
In dem neu erschienenen Buch von Jens Heisterkamp Sieben Säulen für eine menschliche Welt (Info3-Verlag) ist dieser Wahrspruch Grundlage für die erste Säule.
Dankenswerterweise dürfen wir hier einen Ausschnitt daraus teilen. Damit ist auch ein inneres Anknüpfen an den 100. Todestag Rudolf Steiners 2025, dem Anlass der Schrift, zur Vorbereitung des Geburtsjahres des ersten Waldorfkindergartens 2026 möglich. Und es zeigt, in welch großer Vielfalt und Unabhängigkeit wir doch geistig miteinander verbunden sind.
Dass wir nicht allein sind, sondern andere, helfende Mächte uns begleiten, war auch bei der diesjährigen Pfingsttagung spürbar. Nach siebzehn Jahren – unterbrochen durch jeweils einer Welttagung in Dornach alle sieben Jahre – wurde die Arbeit an den vierzehn Vorträgen der Allgemeinen Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik von Rudolf Steiner in diesem Jahr in Hannover mit dem letzten Vortrag abgerundet.
Impressionen verschiedener Themen zu den Vorträgen bei den Pfingsttagungen
Im Jahr 2026 wird die Internationale Tagung zu Ostern am Goetheanum in Dornach stattfinden. Und dann wird es 2027 einen Neubeginn der Pfingsttagung im Jahre 101 der Waldorfkindergartenbewegung in Hannover geben. Das hätte doch niemand von uns so planen können im Vorhinein!
Sie finden in diesem Newsletter mehrere Berichte über Aktivitäten in der Vereinigung: über das Treffen der Naturpädagog:innen in Bad Vilbel, über ein von der Fortbildungsakademie angebotenes Online-Treffen , über den gemeinsam durchgeführten OGS-Zertifikatskurs der Alanus-Hochschule mit dem Seminar in Dortmund und einen Bericht über die Pfingsttagung in Hannover. Zudem senden wir ein Totengedenken an Lieselott Henning. Sie war als Waldorfpädagogin und Eurythmistin auch eine Wegbereiterin für die Eurythmie im Kindergarten.
Wir freuen uns, wenn sich die vielfältigen Ereignisse unserer Bewegung im Newsletter spiegeln und danken den Autor:innen.
Birgit Krohmer,
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Einleitung
Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen ein weitreichendes Programm für eine bessere Zukunft der Menschheit. Sie etablierten insgesamt 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, angefangen von der Beendigung von Armut und Hunger bis hin zur Sicherung von Bildung und Gesundheit. Die Sustainable Developement Goals gelten heute als Eckpfeiler bis in die alltägliche Arbeit von Behörden und Unternehmen hinein.
Dieses Bemühen um die Verbesserung der äußeren zivilisatorischen Verhältnisse hat vor einiger Zeit eine Ergänzung erfahren. Die Initiative Inner Developements Goals stellte in einem Programm eine Reihe von weiteren Entwicklungszielen auf. Zu den insgesamt 23 Themen gehören bestimmte seelisch-geistige Fähigkeiten, die sich auf die innere Entwicklung beziehen. Sie sind auf ganz andere Weise als die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu lernen. Und zu pflegen. Dahinter steht die Annahme, dass erst durch die Berücksichtigung der Innenseite des Menschen eine wirksame und nachhaltige Entwicklung möglich wird.
Ganz im Sinne dieser Annahme setzt auch diese Schrift im Bemühen um eine menschliche Welt auf die Entwicklung innerer Haltungen. Sie werden hier bildhaft auch „Säulen“ genannt, gemeint sind damit ethische Einstellungen, man könnte auch von Tugenden sprechen. Die Rede von Tugenden, mit denen man gemeinhin moralisch positive Charaktereigenschaften verbindet, hat eine lange Tradition, aber leider auch eine Schwachstelle: Wer an Tugenden gemahnt, gerät leicht in Gefahr, zum Prediger zu werden, der nur leere Worte verbreitet. Hier soll es aber um mehr als nur um persönliche Tugendhaftigkeit gehen, an die appelliert werden könnte. Denn bei jeder der im Folgenden vorgestellten Positionen gilt es, sich mit festverwurzelten Überzeugungen auseinanderzusetzen, die ihnen entgegenstehen. Es sind bestimmte Grundannahmen unserer Epoche über den Menschen, die vielen selbstverständlich scheinen, aber einem Mehr an Menschlichkeit hinderlich sind. Es handelt sich um verschiedene, dem Menschen zugeschriebene, Eigenschaften der Vereinzelung und der inneren Unfreiheit. Und solange diese – nennen wir sie: retardierenden Positionen als wissenschaftlich beziehungsweise philosophisch „gesetzt“gelten, erscheinen ethische Appelle wenig aussichtsreich.
Für die Zukunft muss es um mehr gehen als den Glauben an das Gute im Menschen oder gar um äußere ethische Regeln, denen wir uns unterwerfen müssten. In dieser kleinen Schrift soll stattdessen gezeigt werden, wie die ethischen Säulen einer im Entstehen begriffenen, einigen Menschheit tatsächlich einen realistischen Grund im Menschen selbst haben, wenn man nur richtig hinschaut. Die konstruktiven Haltungen ergeben sich, so soll gezeigt werden, aus einem unbefangenen Nachdenken über den Menschen und sein Verhältnis zur Welt. Es geht also nicht darum, dass der Mensch etwas soll, was ihm äußerlich auferlegt wird, sondern darum, dass er die beste Version seiner selbst werden kann und auch will, wenn er sie erkennt.
Das entscheidende ideelle Gerüst für das hier vorgestellte Nachdenken über eine menschliche Welt bildet die Anthroposophie Rudolf Steiners. Der Bezug zur Anthroposophie versteht sich dabei allerdings nicht als Werbung für eine Weltanschauung. Auch soll deren Gültigkeit nicht einfach vorausgesetzt werden. Vielmehr bringt diese kleine Schrift zentrale Ideen Rudolf Steiners mit wichtigen Gegenwartsimpulsen ins Gespräch. Im Sinne einer so verstandenen dialogischen Anthroposophie möchte das hier vorgelegte Büchlein auf seine eigene Weise auch ein Beitrag zum 100. Todestag Rudolf Steiners sein.
Eine Besinnung auf die Einheit allen Seins
„Menschen waren zu allen Zeiten und in allen Kulturen hungrig danach, als Mikrokosmos mit einer größeren Ordnung verbunden zu sein, um daraus geistige und spirituelle Nahrung zu ziehen“, sagt der zeitgenössische Philosoph Charles Taylor. Entscheidend für alle hier folgenden Gedanken ist der Ausgangspunkt, dass es diese Verbindung und die verlorene Einheit zwischen uns und der Welt wiederzufinden gilt. „Diese Sehnsucht gilt nicht einfach einer bewussten Wahrnehmung der Umwelt, sondern einer besonderen Verbundenheit, in der Freude, Inspiration und Bedeutung spürbar werden“, schreibt Taylor weiter.1
Ich denke, dass sich tatsächlich fast alle von uns nach einer solchen Verbundenheit in Einheit sehnen. Für die meisten Menschen ist dieses Bedürfnis allerdings etwas, das tief verschüttet in ihnen liegt und an das wir nicht so leicht durch allein verstandesmäßige Überlegungen herankommen (wenn auch, wie sich zeigen wird, Einheit und Verbundenheit tatsächlich denkbar sind). Wie lässt sich ein erster Zugang finden?
In einer seiner Wahrspruch-Dichtungen2 formuliert Rudolf Steiner die Aussage: „Meine Seele und die Welt sind eines nur.“ Versuchen wir, uns dem Sinn dieser Worte in einem denkenden Erleben zu nähern. Ein Erstes, das sofort auffällt: Es geht hier nicht um Alltägliches, nicht um etwas Gewohntes. Wenn wir den Satz auf uns wirken lassen, fühlen wir uns unmittelbar über die gewöhnlichen Inhalte des Tagesgeschehens hinausversetzt. Der Satz erzeugt eine besondere Stimmung. Sie ist dem Klang einer feinen, hellen Glocke vergleichbar, die wir plötzlich hören, die aber nicht ans äußere Ohr dringt, sondern in unserem Inneren vernehmbar wird. Wir fühlen uns in einer Weise angesprochen, die das gewöhnliche Denken so nicht kennt.
Schauen wir uns einmal die einzelnen Begriffe näher an: Es geht um die Seele, genauer: um meine Seele – ich habe also, ich bin vielleicht sogar eine Seele? Dieses heute vom Aussterben bedrohte Wort, weitgehend ersetzt von der mehr wissenschaftlich klingenden Psyche, könnte in der Gegenwart zunächst sogar leicht sentimental wirken, es besitzt aber immer noch die Kraft, etwas tief in uns Lebendes anzusprechen. – Und die Welt? Ein Wort, das die eigentlich unerreichbar weit entfernt liegende, von uns getrennt existierende Wirklichkeit meint. Diese Welt und meine Seele sollen also eines nur sein! Keine Trennung zwischen mir und der Welt, zwischen Seele und dem Außen. „Meine Seele und die Welt sind eines nur“ – dieser Satz repräsentiert die ganze Anthroposophie in sich, mit allem, was Rudolf Steiner in unsere Zeit bringen wollte, als Gewissheit ebenso wie als Verheißung. Und dieser Satz führt gleichzeitig auch über die Anthroposophie hinaus, weil diese ja kein Selbstzweck ist, sondern weil sie etwas auf die ihr eigene Weise erschließt, was auch in anderen Weltanschauungen, Religionen und geistigen Richtungen gesucht wird: die Einheit von Welt und Mensch.
Eins zu sein mit der Welt ist ein fundamentaler Inhalt, der in vielen Weisheitstraditionen lebt, aber in großem Widerspruch zur naturwissenschaftlichen Denkweise steht. Je mehr diese über die Welt herausgefunden hat, desto fremder sind sich Welt und Mensch geworden.
Dabei können viele Krisensymptome unserer Zeit auch als beängstigende Weckrufe gelesen werden, diese Getrenntheit zu überwinden und uns auf das zu besinnen, was uns verbindet: So ist ja beispielsweise das wirtschaftliche und politische Geschehen in der globalisierten Gegenwart inzwischen so miteinander verwoben, dass sich weder Individuen noch Nationen noch Kontinente weiterhin isoliert voneinander verstehen ließen. Im Blick auf Erde und Menschheit gilt schon im Äußeren, dass sich nichts mehr getrennt voneinander betrachten lässt. Flüchtlingsbewegungen, ökologische Katastrophen, die Krise der Erderwärmung und noch vor kurzem die Corona-Pandemie mit ihren vielfältigen Einschränkungen sind weltumspannende Herausforderungen. Die brennenden Probleme unserer Zeit haben einen verbindenden Subtext. Ihre unterschwellige Botschaft lautet: Es ist alles eins! Wir sind eins! In den verschmutzten Meeren, den schmelzenden Gletschern und im Artensterben kommen wir uns in den Folgen unseres Verhaltens selbst entgegen.
Obwohl wir diese Botschaft sogar schon an vielen Stellen verstehen, ist es offensichtlich schwer, die Konsequenzen daraus mehr als nur intellektuell zu ziehen. Dass die Globalisierung keine Grenzen kennt und dass die ökologischen Probleme nicht national gelöst werden können, ist schnell gesagt. Aber was bedeuten Einssein und Einheit wirklich? Ein echtes Denken der Einheit allen Seins – jener Einheit, die im Denken selbst schon enthalten ist – muss uns in der Tiefe berühren und nicht zuletzt auch begeistern, erst dann werden das Erkennen und Erfühlen der Einheit unsere Empathie aufwecken und unseren Willen befeuern. Nach welchen Denkfiguren, nach welchen Formen und zuletzt auch nach welchem gemeinsamen Haus des Lebens drängt ein wachsendes Bewusstsein von Einheit?
Jens Heisterkamp
Sieben Säulen für eine menschliche Welt, Jens Heisterkamp, Info 3 Verlag
1 Charles Taylor im Interview mit Die Zeit Ausgabe 30/2024. Siehe ausführlich auch Charles Taylor, Cosmic Relationships, Harvard 2024
2 Friedenstanz, Rudolf Steiner Gesamtausgabe GA 40 – Texte Rudolf Steiners werden hier nach der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) zitiert.
Als ich heute Morgen auf meinem Computer nach der Pfingsttagung suchte, kam eine schön gefärbte Broschüre zum Vorschein. Wir haben also vor 17 Jahren angefangen, „Allgemeine Menschenkunde“ zu studieren. Ich erinnere mich an meinen ersten Beitrag noch sehr gut. Und obwohl auch mein Fahrrad eine besondere Rolle spielte in diesem Vortrag, standen zwei Sachen aus dem ersten Vortrag im Zentrum: das großartige Bild der nicht mit-stenografierten Passage und die drei Aufgaben: lehre das Kind Atmen, lehre das Kind Schlafen und lerne als Erzieher zurückzuschauen: wo kommt das Kind her? Das erste Thema handelt darüber, dass angegeben wird, dass man so miteinander zusammenarbeiten soll, dass dadurch eine Verbindung mit der geistigen Welt entsteht. In einem Bilde: Lehrer und Erzieher begegnen sich in einem geschlossenen Kreis, wo offen zugehört wird, was gesagt wird. Das ermöglicht, dass geschenkte Ideen Worte finden können. Das Hin- und Herbewegen dieser Gedanken und gefundenen Worte ermöglicht einen Innenkreis, wo geistige Wesen wirksam sein können, besonders werden genannt: Angeloi, Archangeloi und Archai, die uns Kraft, Mut und Licht schenken. Jedes Jahr haben wir beim Anfangstreffen die geistige Welt um Unterstützung gefragt. Und die war oft fast tastbar anwesend! Jetzt beim Abschluss dieser Arbeit ist es gut, der geistigen Welt dafür bewusst zu danken. Damit wir, geistige Wesen und Menschen, auch wirklich abschließen und es Raum gibt für neue Impulse.
Das zweite Thema, die großen Aufgaben für uns als Erzieher, werden im ersten Vortrag beschrieben: - Lehre das Kind atmen, denn die Verbindung mit dem Nerven-Sinnesprozess muss entwickelt werden: wir müssen das geistig-seelische in das physische Leben des Kindes hereinziehen. -Lehre das Kind schlafen: umgekehrter Prozess, wir müssen das Kind lehren dasjenige, was es auf dem physischen Plan erfährt, mitzunehmen in die geistige Welt während des Schlafes. -Wo kommt das Kind her? Wir müssen uns die Grundhaltung erobern, dass wir als Realität erfahren: hier in diesem Menschenwesen hast du mit deinem Tun eine Fortsetzung zu leisten für dasjenige, was höhere Wesen vor der Geburt getan haben. Und dann fängt es an, denn der letzte Satz dieses Vortrags lautet: ...und wir wollen morgen mit der eigentlichen Pädagogik beginnen.
Und in diesem Jahr sind wir beim letzten, dem vierzehnten Vortrag angekommen.
Ich möchte einen Gedanken mitgeben, der weiter untersucht werden kann. Denn im letzten Vortrag beendet Rudolf Steiner die „Allgemeine Menschenkunde“ mit einem Motto:
-durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit
-habe den Mut zur Wahrheit
-schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit.
Meines Erachtens ist das eine Metamorphose der drei Aufgaben aus dem ersten Vortrag.
Durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit
Wenn man sich durchdringt mit Phantasiefähigkeit, ist man imstande, die Welt sozusagen schmackhaft zu präsentieren. Dann hat das Geistig-Seelische des Menschen die Möglichkeit ein- und auszuatmen, sich zu verbinden mit dem Leiblich-Körperlichen. Bei einer intellektuellen Annäherung wird das schwerer.
Viel Phantasie, besonders am Ende jeder Siebenjahre-Epoche. Und man übt dies durch bildreiche Literatur zu lesen, in der Natur zu verweilen, Konzerte, Filme zu besuchen, Gedichte zu lesen und zu schreiben, zu malen, zu zeichnen, zu tanzen, sich künstlerisch zu beschäftigen. Tausend Möglichkeiten.
Habe den Mut zur Wahrheit
Wenn es die Aufgabe des Schlafes ist, Erfahrungen aus der physischen Welt mitzunehmen in die geistige Welt, dann ist es wichtig, welche Erfahrungen man während des Tages hat. Unwahre Erfahrungen werden in der geistigen Welt durch andere Wesen als gewünscht erobert. Deswegen muss stimmen, was man das Kind erfahren lässt. Und dafür müssen wir Mut entwickeln, denn gerade in dieser Zeit spielt das Unwahre eine große Rolle. Man fragt sich fortwährend: ist es wahr oder ist es ‘‘fake news“. Interessant, dass Steiner sagt: ohne Mut zur Wahrheit kommt man mit seinem Willen nicht aus. Willensentwicklung vergrößert unseren Mut. Auch hier tausend Möglichkeiten: beende bewusst, was man angefangen hat, bewusste Wiederholung kultiviert den Willen, jeden Tag dasselbe tun ist unterstützend.
Schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit
Wenn man sich realisiert, dass jedes Kind eine vorgeburtliche Geschichte hat und herunter gekommen ist in diese Welt, weil es in der geistigen Welt seine Aufgabe nicht erfüllen konnte, dann kann es nicht sein, dass kein tiefes Gefühl für die Verantwortlichkeit, die man hat als Erzieher, in der Seele wächst, entsteht. Und dieses Gefühl muss man schärfen, so wie man einen Bleistift schleift. Und auch da kann geübt werden. Zum Beispiel durch das Studieren der Geisteswissenschaft, da wird ja beschrieben, wie sich diese Prozesse abspielen. Oder man liest Biographien, man besucht Ältere, damit man hört, was die erfahren haben.
Damit ist meines Erachtens eine Richtung gegeben, wo dieses Motto sich in uns weiterentwickeln kann.
In seinem Schlusswort am 6. September 1919 beschreibt Rudolf Steiner eine viergliedrige Annäherung der Pädagogik; damit dasjenige, was in der Allgemeinen Menschenkunde, abgelesen in der geistigen Welt, auch landen kann in der physischen Welt. Betont werden vier Eigenschaften, die man entwickeln kann: Interesse in der Welt im Großen und Kleinen, Initiativkraft im Großen und Kleinen, keine Kompromisse mit dem Unwahren und nicht versauern oder seinen Humor verlieren. Damit können wir Pädagogik tanzen im Dreivierteltakt!
Obwohl ich physisch nicht dabei sein kann, hoffe ich doch einen kleinen Beitrag zu dieser Pfingsttagung gegeben zu haben.
Herzlich grüßend,
Marcel de Leuw
… mit einem Plus durch Waldorfpädagogik
„Die Vorbereitungen laufen: Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulter wird ab dem Jahr 2026 umgesetzt. Bisher fehlt jedoch ein einheitliches Verständnis darüber, was einen guten Ganztag ausmacht. (…) Wie kann der Ganztag zu einem Lern- und Lebensort werden? Dieser Ort soll für die Kinder und alle Akteur:innen im Ganztag attraktiv sein und sich im besten Fall an den Bedürfnissen aller orientieren.“
Glöckner, U. (2023), S.7
Am 21. September 2024 starteten auf dem Campus II der Alanus Hochschule in Alfter zahlreiche begeisterungsfähige Teilnehmer:innen den OGS- Zertifikatskurs „Fit für die OGS“ – OGS-Zertifikatskurs Plus, der in einer Kooperation zwischen dem Waldorfseminar Dortmund und dem Studiengang Kindheitspädagogik der Alanus Hochschule in Alfter stattfindet und für Teilnehmende aus OGS an Waldorfschulen durch den Bund der Freien Waldorfschulen gefördert wird.
Der zweijährige Kurs setzt sich modularisiert aus OGS-Mitarbeiter:innen mit und ohne waldorfpädagogischem Hintergrund und erfahrenen Kräften wie auch Berufseinsteiger:innen zusammen. Was alle Seminarist:innen verbindet, ist das große Interesse an der Entwicklungsbegleitung von Kindern, der Mut, sich den Herausforderungen im pädagogischen Alltag zu stellen, und die Bereitschaft, sich in der freien Zeit an Wochenenden für die eigene Professionalisierung weiterzubilden. Auf diese Weise entstand ein konstruktiver und für alle Beteiligten bereichernder Dialog aus unterschiedlichen pädagogischen Perspektiven über das gemeinsame Thema der OGS-Gestaltung.
Im ersten Seminar, in dem das Bild des Kindes und die Idealvorstellung einer OGS thematisiert wurden, wurde schon deutlich, dass die Teilnehmer:innen genau wussten, was die Kinder für eine gesunde Entwicklung im Lern- und Lebensort OGS brauchen und was sie sich an Umfeld, Ausstattung, Räumen, Spiel- und Erfahrungsangeboten und menschlicher Begleitung für „ihre“ Kinder wünschten.
Parallel zu den Seminarveranstaltungen an der Alanus Hochschule fand ein begleitendes Modul zum Thema der zwölf Sinne am Waldorfseminar Dortmund statt. Ergänzend dazu wurden waldorfpädagogische Grundlagenseminare in Kombination mit einer praxisbezogenen fachlichen Begleitung angeboten. Diese Arbeit wird im zweiten Ausbildungsjahr in Dortmund ihre Fortsetzung finden.
In den Veranstaltungen an der Alanus Hochschule Alfter bekamen die Teilnehmenden lebendige Einblicke durch wissenschaftlich untermauerte Theorieeinheiten und praktisch-künstlerische Erfahrungsangebote in das Lern- und Lebensfeld der OGS. Gleichzeitig boten die vielfältigen individuellen Vorkenntnisse und Berichte der Einzelnen aus allen Bereichen der OGS einen großen Erfahrungsschatz, von dem alle Beteiligten profitieren konnten. Die damit verbundene Reflexion und Professionalisierung der eigenen pädagogischen Tätigkeit führte nicht nur zu einem regen praxisbezogenen Austausch über die Situation in der OGS, sondern eröffnete den Kursteilnehmer:innen auch neue Perspektiven und Handlungsoptionen. Darüber hinaus wurde das Bewusstsein für den Wert der eigenen pädagogischen Arbeit und die vorhandene Qualität der jeweiligen Einrichtung aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven auf das Handlungsfeld OGS geschärft.
Die Vielfalt der Teilnehmer:innen und die damit verbundene Fülle an unterschiedlichen Vorerfahrungen korrespondierte sehr gut mit den unterschiedlichen Dozent:innen aus wissenschaftlichen, pädagogischen und künstlerischen Arbeitsfeldern. Auf diese Weise entstand eine thematische und methodische Fülle aus waldorf- und reformpädagogischen und allgemein bildungswissenschaftlichen Angeboten sowie theoretischen und praktischen Zugängen zu den einzelnen Themenfeldern.
Die Schwerpunktthemen einzelner Seminareinheiten waren z.B. Ziele und Aufgaben der OGS, das Bild vom Kind, die Konzeption und Durchführung von Freizeitangeboten, die sprech- und theaterpädagogische Förderung, Mathematik- und Lese-Schreib-Förderung aus waldorf- und allgemeinpädagogischer Perspektive, der Umgang mit pädagogischen Herausforderungen und Verhaltensauffälligkeiten, aber auch gesetzliche Grundlagen in der offenen Ganztagsschule sowie entwicklungspsychologische Grundlagen des Kindesalters, die pädagogische Raumgestaltung und vieles mehr. Die Fülle der Angebote bündelte und konkretisierte sich im gemeinsamen Fachaustausch und den regen Sachdiskussionen in den Seminaren. Dabei wurde auch ansichtig, mit welch hohem persönlichen Einsatz, pädagogischen Anspruch und Erfahrungswissen die Mitarbeiter:innen der einzelnen OGS-Einrichtungen diese so wichtige und anspruchsvolle Tätigkeit mit den Kindern täglich leisten. Theorie und Praxis bildeten einen fruchtbaren Nährboden für die Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis und Professionalisierung.
Wir wollen die Mitarbeiter:innen in der OGS mit unserem Zertifikatskurs unterstützen und stärken. Gleichzeitig soll auf die pädagogische Bedeutung dieses wichtigen Berufsfeldes für die Gesellschaft aufmerksam gemacht werden. Die Kinder selber wissen es schon längst, gesellschaftlich muss das Bewusstsein für diesen pädagogischen Bereich jedoch noch intensiviert werden. So äußerte sich ein Mädchen aus einer OGS im Rahmen einer Schüler:innenumfrage an sechs Offenen Ganztagsgrundschulen in Düsseldorf zum Thema „Gruppenklima“:
„Es gibt ja verschiedene Arten von Betreuern“ sagt ein Mädchen, „manche sind dann ganz hart und manche eher liebevoll, die meisten von liebevoll sind in der OGS. Und ich finde das ganz schön, wenn man auch mal so beachtet wird, dass nicht immer alle sagen ‚Du bist das Kind, du musst auf mich hören‘, sondern auch mal: ‚Du bist das Kind, um dich kümmere ich mich jetzt.‘ Weil man vielleicht gerade erst angekommen ist, ist das auch ganz schön, wenn man dann so beachtet wird.“
Deinet, U. (2018), S. 30
So erlebte eine Teilnehmerin den Zertifikatskurs:
Interview mit A. Stein, Teilnehmerin im OGS Zertifikatskurs Plus, Mitarbeiterin in der OGS-Schatzinsel der Rudolf-Steiner-Schule Dortmund
Ich bin Andrea, 51 Jahre alt, und arbeite seit über sieben Jahren in der OGS an der Rudolf-Steiner-Schule in Dortmund. Zurzeit betreue ich die Zweitklässler in der Regenbogengruppe. Ich habe 2017 als Quereinsteigerin angefangen und qualifiziere mich nun seit Herbst vergangenen Jahres im neuen OGS Zertifikatskurs Plus weiter zur Fachkraft für die OGS mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik.
Meine Motive für die Arbeit im Bereich OGS
Ich persönlich arbeite in einer OGS, weil ich leidenschaftlich gerne mit Kindern arbeite und daran glaube, dass ich einen positiven Einfluss auf ihre Entwicklung haben kann. In der OGS kann ich nicht nur meine pädagogischen Fähigkeiten einbringen, sondern auch kreative und soziale Lernprozesse fördern. Ich schätze es sehr, den Kindern einen sicheren und angenehmen Raum zu bieten, in dem sie ihre Interessen entdecken und entfalten können.
Für mich ist die Arbeit in der OGS eine erfüllende Aufgabe, weil sie mir die Möglichkeit gibt, jeden Tag etwas Positives zu bewirken und die Zukunft der Kinder aktiv zu begleiten.
Was konnte ich aus der Fortbildung in meinem praktischen Alltag integrieren?
Ich habe aus der Fortbildung bisher schon viel mitnehmen können und viele abwechslungsreiche Dinge, wie zum Beispiel neue Spielideen, mit den Kindern ausprobiert und wertvolle Tipps auch direkt umsetzen können. Wir haben in unserem Kurs ein richtig tolles Team, das sich derzeit aus drei Gruppen zusammensetzt:
aus Studierenden, die Kindheitspädagogik studieren, aus Kursteilnehmer:innen, die den verkürzten OGS-Zertifikatskurs machen, und uns, bestehend aus aktuell neun Kandidatinnen, die den erweiterten OGS-Zertifikatskurs Plus mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik gewählt haben.
Wie unterstützt die Gemeinschaft den Lernprozess?
Der Austausch unter den Kursteilnehmer:innen ist sehr unterstützend, und es ist sehr interessant zu erfahren, wie die Abläufe bei anderen OGS-Trägern organisiert sind. In den einzelnen von insgesamt 13 Themengruppen steht häufig die Gruppenarbeit im Fokus.
Das ist sehr förderlich für den Prozess des gemeinsamen Lernens. Die Themen sind unterschiedlich, aber immer speziell auf die OGS zugeschnitten. Ich bin so froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, den Kurs zu machen, weil ich ganz viele wertvolle Erfahrungen und Eindrücke sammeln darf. Meine Schule unterstützt mich durch die finanzielle Übernahme der Kosten für den Kurs und hält mir den Rücken zur Teilnahme frei.
Ich kann nur jedem empfehlen, der sich für diese tolle Arbeit mit Kindern begeistern kann – auch im Hinblick auf das Jahr 2026, ab dem alle Erstklässler Anspruch auf einen OGS-Platz haben, und bis 2029 auch alle anderen Schüler und Schülerinnen bis zur vierten Klasse – sich als Fachkraft für die OGS zu qualifizieren. Es lohnt sich!
Quellenangabe:
• Deinet, U., Gumz, H., Muscutt, C., Thomas, S. (2018): Offene Ganztagsschule – Schule als Lebensort aus Sicht der Kinder: Studie, Bausteine, Methodenkoffer (Soziale Arbeit und Sozialer Raum 5). Leverkusen.
• Glöckner, U. (2023): Konzeptionsentwicklung für den Ganztag: Profil schärfen und Qualität definieren. Freiburg, Basel, Wien.
Verbundenheit mit der Natur – sinnhaft tätig werden
Am 09. und 10. Mai trafen sich über 30 Kolleg:innen aus ganz Deutschland, die in waldorfpädagogischen Naturkindergärten tätig sind. Ziel dieses Treffens, welches seit 2019 einmal im Jahr an wechselnden Orten durchgeführt wird, war es, in einen kollegialen Austausch zu kommen, Grundlagen zu erarbeiten und neue Impulse zu setzen. Die Nachfrage nach solch einer Fortbildung bzw. eines solchen Austausches ist groß, und die Treffen sind immer schnell ausgebucht.
Dieses Mal war die Gartengruppe des Waldorfkindergartens Bad Vilbel die Gastgeberin. Die Teilnehmer:innen lernten die Konzeption des Kindergartens und das wunderbare Gelände kennen und erkundeten auch die Plätze in der Umgebung, wo sich das Team der Gartengruppe regelmäßig mit den Kindern aufhält.
Ein Schwerpunktthema des Treffens war in diesem Jahr die Verbundenheit mit der Natur: Wie entsteht diese, wie zeigt sie sich, wie wird sie gelebt? Zur Einstimmung auf das Thema wurde eine Wahrnehmungsübung durchgeführt, gefolgt von einer kleinen Textarbeit, bei der es darum ging, wie Anthroposophie ein In-Verbindung-Kommen unterstützen kann. Im Austausch wurden biografische Bezüge geschildert, die Wertschätzung des Kleinen in der Natur betont, aber auch hervorgehoben, dass wir das In-der-Natur-Sein nicht romantisieren sollten. Zudem wurde die Frage bearbeitet, was wir als Erwachsene der Natur wiedergeben können. Schließlich wurde deutlich, dass es bei der für die Naturpädagogik zentralen Frage der Verbundenheit darum geht, dass wir zu unseren Wurzeln zurückfinden müssen und nicht vergessen dürfen, dass wir nicht in die Natur gehen, sondern ein Teil von ihr sind. An diesem Bezug können wir stetig arbeiten.
Als weiteres Schwerpunktthema beschäftigten sich die Teilnehmer:innen mit den angebundenen, sinnhaften Tätigkeiten der Waldorfkindergartenpädagogik: Tätigkeiten, die unmittelbar aus dem Leben genommen sind und dem Leben dienlich sind, die nicht ausgedacht sind und losgelöst vom Kontext angeboten werden, sondern im Umraum der Kinder gelebt werden und nachvollziehbar sind. Während das Essen über dem Feuer kochte, beschäftigten sich die Teilnehmerinnen grundlegend mit dem Element Feuer, seiner Bedeutung und Anbindung, und der Prozess vom Holzhacken bis zum Feuermachen wurde in den Blick genommen. Im Austausch wurde dann die Vielfalt deutlich: was wir alles über dem Feuer kochen können bzw. im Holzbackofen backen.
Auch am Beispiel der Wollverarbeitung wurde das Thema der sinnhaften Tätigkeiten noch einmal konkretisiert und praktisch durchgeführt: Die fertige Wolle nicht einfach zum Filzen kaufen, sondern möglichst die Rohwolle (von den Kindern bekannten Schafen) verarbeiten: Zupfen, Kardieren, Waschen, Spinnen bzw. Filzen etc.
Die durchführenden Verantwortlichen der jährlichen Treffen sind Ulrike Kaliss, seit über zehn Jahren in der Waldorfnaturpädagogik und tiergestützten Pädagogik tätig, und Frank Kaliss, Dozent am Waldorferzieherseminar Stuttgart.
Auch im kommenden Jahr soll es wieder ein solches Treffen geben. Ort und Datum werden zu Beginn des neuen Jahres in einer Einladung bekannt gegeben, die der Veranstalter, das Waldorerzieherseminar Stuttgart, an alle Mitgliedseinrichtungen der Vereinigung der Waldorfkindergärten versenden wird.
Frank Kaliss, Dozent am Waldorferzieherseminar Stuttgart, Redakteur der Zeitschrift erziehungsKUNST frühe Kindheit, Mitglied im Vorstand der Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.
Am 29. April 2025 fand im Rahmen der Fortbildungsakademie der Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V. ein online - Seminar mit Rechtsanwältin Vanessa Ulfig zum Thema „Vereinsrecht und Vorstandsarbeit“ statt. Die zahlreichen Anmeldungen haben uns schon im Vorfeld gezeigt, welch großes Interesse dazu in den Waldorfkindergärten besteht. Die über 50 Teilnehmer:innen konnten einen Überblick über die wichtigsten Rahmenbedingungen im Vereins- und Gemeinnützigkeitsrecht bekommen und wurden in die Lage versetzt, sowohl langjährige Betriebsabläufe kritisch zu hinterfragen als auch gemeinsam tragfähige Ideen zu einer zukunftsfähigen Vereinsführung zu entwickeln. Fragen nach der passenden Struktur für den Verein, oder wie ein Trägerverein vor den größer werdenden Herausforderungen weiter bestehen kann, wurden besprochen. Mit dem Blick auf die rechtlichen Zusammenhänge konnte in diesem Seminar auch das nötige Wissen vermittelt werden, um ggf. Vereinsabläufe zu optimieren.
Im Einzelnen schauten wir uns folgende Themen genauer an:
• Vereinsstruktur • Aktualisierung von Vereinssatzungen • Gestaltungsmöglichkeiten der Mitgliederversammlung • Optimale Gestaltung der Geschäftsführung: ehrenamtlicher / hauptamtlicher Vorstand, besonderer Vertreter oder angestellte Geschäftsführung? • Vorstandshaftung • Gestaltungsmöglichkeiten der Ehrenamts- und Übungsleiterpauschale
Eine Wiederholung dieser Fortbildung in gleichem Format wird es am 13.11.2025 von 15.00 Uhr – 18.00 Uhr geben.
Anmeldung hier
Senden Sie uns gerne vorab Ihre Fragen an seibert@waldorfkindergarten.de , in der Fortbildung können wir dann gezielt darauf eingehen.
Der einladende Tagungstitel „ Voll Leben“ inspirierte an diesem Pfingst-Wochenende etwa 270 Kolleginnen und Kollegen zur Teilnahme an der Tagung. Mit der Arbeit an dem 14. Vortrag der Allgemeinen Menschenkunde von Rudolf Steiner rundete sich der Bogen über die vergangenen 17 Jahre. Es ist und war eine ziemlich herausfordernde Aufgabe, diesen Zyklus aus 14 Vorträgen zu bearbeiten, daher war es unendlich hilfreich, die Unterstützung der kollegialen Pfingst-Gemeinschaft zu erleben. Besonders die eindringlichen Worte am Ende des letzten Vortrags, mit denen Rudolf Steiner drei Kräfte als „Nerven der Pädagogik“ benennt, waren auch Grundgedanken in den übrigen Vorträgen:
Durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit,
habe den Mut zur Wahrheit,
schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit.
In vielen seminaristischen Arbeitsgruppen gab es regen Austausch und Fragestellungen zum Thema. Auch in den künstlerischen Kursen gab es viele Anregungen, vielleicht auch die eine oder andere Herausforderung? Obwohl das Wetter sich nicht durchgehend pfingstlich zeigte, war die Atmosphäre warm und hell im Miteinander.
Die Wünsche für die zukünftigen Pfingsttagungen wurden gesammelt, und es wurde am Ende zuversichtlich und erwartungsvoll auf das Jahr 2027 geschaut.
Erika Henning
Lieselott Henning, Gründungskindergärtnerin des ersten Berliner Waldorfkindergartens
Lieselott Henning wurde am 6. November 1927 in Hamburg geboren.
Sie hatte gemeinsam mit ihrem älteren Bruder eine behütete Kindheit, mit Tieren und Feldern hinterm Haus und einem Boot an der Alster. Gern erinnerte sie sich an die ausgelassenen Spiele draußen in der Natur. Der Vater war Spediteur bei einer holländischen Firma, die Mutter war Kontoristin und später in verschiedensten Berufen tätig. Zur Schule ging sie von 1934 bis 1944. Dazu schrieb sie: „Ich bin stets gern zur Schule gegangen, hatte keine Lieblingsfächer, war an allem interessiert. Und ich liebte Bewegungsspiele aller Art.“
Den Kriegsausbruch 1939 hat sie sehr bewusst als unheimliche Stimmung erlebt. 1944 bis 1945 musste sie im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes in einer Arztfamilie als Kindermädchen arbeiten, was sie sehr liebte. Und noch während dieser Zeit meldete sie sich in Hamburg am Fröbelseminar an und wurde dann Erzieherin. Dies war für sie eine anregende, frohe Zeit.
Sie arbeitet danach an verschiedenen Orten, ab 1954 in Schloss Hamborn, wo sie die Anthroposophie und Waldorfpädagogik kennenlernte. Nach weiteren Stationen landete sie 1958 mit einem Koffer in Berlin, um dort den ersten Waldorfkindergarten Berlins zu eröffnen. Dieser war im Souterrain der Eurythmie-Schule untergebracht. Und so kam es bald, dass sie morgens den Kindergarten betrieb und am Mittag die Treppe hinaufging, um oben Eurythmie zu studieren. Dabei wurde ihr deutlich, welche Bedeutung die Bewegungspflege für die kleinen Kindern hat, und sie begann sofort mit der Eurythmie in ihrem Kindergarten. Der Kindergarten wuchs, hatte bald fünf Gruppen, zog in eine eigene Villa. Weitere Kindergärten gingen aus dieser Initiative im Berliner Raum hervor, immer in anregender, beratender Begleitung durch Lieselott Henning.
Sie begann an der Pfingsttagung in den 70er-Jahren teilzunehmen, gab hier vielfältige Kurse. Sie war Mitbegründerin des Waldorfkindergartenseminar Berlin und der Freien Fachschule für Sozialpädagogik in Berlin, engagierte sich voller Begeisterung und Tatendrang sowohl für die Pädagogik als auch für die Kunst. Jede Eurythmie- und Musikstunde wurde zu einem kleinen Fest; liebevoll wurden größere Landschaften dafür aufgebaut, um die Kinder in eine warmherzige Bilderwelt einzuladen.
Auch wird von glanzvollen Festen im Kindergarten berichtet, mit Eurythmie, Theater und Tanz.
Mit über 70 Jahren hörte Lieselott Henning zunächst mit der Eurythmie, später auch mit der Vorschulmusik in ihrem Kindergarten am Mexikoplatz in Berlin auf. Bis zwei Jahre vor ihrem Tode lebte sie noch immer im Waldorfkindergarten Zehlendorf in der alten Villa ganz oben unterm Dach in ihrer kleinen Wohnung, erschien plötzlich überraschend in den Gruppen, und sah überall nach dem Rechten. Oft hatte sie kleine Überraschungen in den Rocktaschen oder unterhielt sich mit blitzenden Augen mit den Kindern in Haus und Garten.
Am 18. März 2025 ist Lieselott Henning gestorben. Sie war ein Mensch der sein ganzes Leben mit ernsthafter Begeisterung der Pädagogik und der Kunst Rudolf Steiners gewidmet hat.
Ada Bachmann
Spiritualiät in der Erziehung - Familienfestival am Goetheanum 31.7. - 3.8.2025
Informieren Sie sehr gerne auch Ihre Eltern aus der Kindertageseinrichtung über das im Sommer stattfindende Familienfestival am Goetheanum:
Das Familienfest ist für Eltern und Kinder immer ein ganz besonderer Moment der Freude, der Inspiration und des Kräfte-Tankens in diesen herausfordernden Zeiten.
Es ist ein Festival für junge und alte, große und kleine Menschen. Für Menschen voll Offenheit, Neugier und Freude am gemeinsamen Reden und Tun. Vier inspirierende Tage mit Begegnungen und Abenteuern, Vorträgen und biografischen Erzählungen, Gesprächen und Workshops, Geschichten und Märchen, Zirkus und Puppenspiel, Singen und Tanzen, Seifenkisten und Schnitzeljagd, Theaterspiel und Piratenleben - und mit Werkstätten, in denen geschnitzt, gefeilt, gehämmert, geflochten, gefärbt, gekocht, gespielt, gemalt, und ganz viel erlebt und gemacht, gestaunt und gelacht wird.
Während die Kleinen begeistert spielen, treffen sich die Großen zu anregenden, lehrreichen und vertiefenden Vorträgen und Workshops.
Ansprechpartner: Gerald Häfner, Sektion Sozialwissenschaften am Goetheanum
sektion.sozialwissenschaften@goetheanum.ch
3.12.2025 Medien & Gesundheit: Teil III - Social Media und Gaming in der Jugend
Livestream, 18:00 - 21:30
Spendenaufruf für Reisekosten - Konferenz 2026
Ruhen und Schlafen
zweite überarbeitete Auflage
Kindheit ist schon lange kein Ort der Ruhe und Ungestörtheit mehr, Schlafprobleme bis hin zu Schlafstörungen haben längst Einzug in die Kinderzimmer gehalten. Vermehrt sind auch Pädagog:innen mit dem Thema konfrontiert, nicht allein aufgrund langer Öffnungszeiten von Krippe und Kindergarten. Wie schaffen wir im Alltag der Kinder Raum und Zeit für Erholung, Ruhe und Schlaf? Welchen Bedarf gibt es und wie können wir ihm gerecht werden? Bei der Beschäftigung mit dem Thema Schlaf wird schnell deutlich, dass dieses Gebiet sehr groß und umfassend ist. Es umspannt nicht nur die konkreten Phänomene des Schlafens und Ruhens, sondern unser gesamtes pädagogisches Handeln.
Jetzt wieder erhältlich (8,50 €]
Unsere Zeitschrift Erziehungskunst frühe Kindheit kommt allen Familien, Mitarbeitenden und Auszubildenden in unseren Einrichtungen und Fachschulen und Seminaren zu. Nutzen Sie die Erziehungskunst frühe Kindheit für Ihre Öffentlichkeitsarbeit! Der Waldorfkindergarten in Lemgo hat sich dafür einen Aufkleber erstellen lassen.
Bei öffentlichen Begegnungen oder Interesse an Ihrer Einrichtung, bei Tagen der offenenTür, bei Ihren Sommerfesten oder Martinsmärkten könnten Sie übrige Exemplare mit Ihrem Namen und einem QR-Code zu Ihrer Kindertageseinrichtung verschenken.
Vorschau Termine 2026
Gesundheit neu denken - auch im Unternehmen
Wie kann Gesundheit in Organisationen mehr sein als Rückenschule und Obstkorb?
Der Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV e. V. bietet mit U-Health einen ganzheitlichen Ansatz für die betriebliche Gesundheitsförderung – mit Fokus auf Sinn, Selbstwirksamkeit und Zukunftsfähigkeit. Dabei werden die Ziele der Organisation mit den Verwirklichkungsmöglichkeiten ihrer Mitarbeiter:innen in einen sinnhaft erlebten Zusammenhang gebracht.