Newsletter Mai 2021

!PFINGSTEN MIT TAGUNG!

Voller Hoffnung und Zuversicht, dass in diesem Jahr die traditionelle Pfingsttagung der Vereinigung der Waldorfkindergärten wieder live stattfinden kann, hatten wir uns an die Vorbereitung gemacht – ... Ostern wurde dann endgültig klar: Unsere Pfingsttagung können wir auch in diesem Jahr nicht als Präsenzveranstaltung durchführen – also: Online-Tagung, neue Einladungen, neues Konzept, neue Herausforderungen.

Etwa 210 Menschen haben sich vom 22.5. bis 24.5.2021 auf das Experiment eingelassen, für sie standen verschiedene Formate zur Auswahl. Unter Einhaltung der geltenden Corona-Verordnungen waren Pfingstvorbereitungskreis, einige Dozent*innen sowie die Techniker vor Ort im Seminar Hannover. 

Das Seminar wurde in ein Übertragungsstudio verwandelt: Kunstvoll verlegte Kabel, hohe Ständeraufbauten für Scheinwerfer von der Decke und am Boden, rundherum Strahler und Mikrofone und Kameras auf fahrbaren Stativen prägten das Bild. Dazu in allen Ecken Router zur Verstärkung der Übertragungssignale hinaus in die Welt zu den Teilnehmer*innen. Aber auch: Blumenschmuck, pfingstliche Vögelchen und Kerzen – dank der Kolleg*innen vor Ort.

Große Unterstützung waren die Gastgeberinnen vor Ort und das souverän kompetente Technikteam (Jan Phillip Hase und Schüler*innen der Waldorfschule am Maschsee). Alle arbeiteten Hand in Hand, um für einen reibungslosen Ablauf der Tagung zu sorgen.

 

Was hat uns erfreut?

Wir haben sehr stark, auch aus den Rückmeldungen, wahrgenommen, dass die Menschen sich mit den geistigen Inhalten verbinden konnten. Trotz des Mediums war deutlich spürbar, dass uns die Inhalte tragen.

Was waren die Inhalte?

„In jedem Kind liegt ein Zentrum von der Welt aus“. Mit diesem Zitat aus dem zehnten Vortrag der Allgemeinen Menschenkunde Rudolf Steiners war die Tagung betitelt.

In guter Tradition führte uns Marcel de Leuw in einem kurzen Eröffnungsvortrag am Samstag in die Menschenkunde ein und gab einen Überblick über den zehnten Vortrag, in dem Steiner den Blick auf den Leib, als den geistigsten Teil des dreigliedrigen Menschen, richtet. Der Leib des Menschen offenbart die Formzustände des Geistigen, wie es sich in der Form des Kopfes als Kugel gestaltet, in der Mitte des Körpers wie der Teil einer Kugel als halber Mond im Brustbereich zeigt und wie die Gliedmaßen als Radien einer großen Kugel wie von außen angesetzt sind. Die pädagogische Aufgabe im ersten Jahrsiebt ist es, die „richtige Umgebung“ zu schaffen, damit die Kinder nachahmend und bewegungsfreudig ihren Leib vom Kopf bis zum Fuß ergreifen können.

Dr. Michaela Glöckler beschäftige sich in ihrem Vortrag mit der Formensprache des Menschen. Was drückt sich in der menschlichen Gestalt aus? Dass die Form das Ergebnis geistiger Tätigkeit schöpferischer Wesen ist, machte sie unter anderem an eindrücklichen Beispielen aus der Embryologie anschaulich. Hier konnten die Zuhörer*innen die Entwicklung der Wesensglieder nachvollziehen. Differenziert und eindrücklich waren ihre Schilderungen zu den Entwicklungsgesetzen und den Zusammenhängen, die sich für die Pädagogik daraus ergeben. Besonders lebendig wurde der Vortrag durch Motive, die Birgit Krohmer vor Ort eurythmisch dazu bewegte (die Technik machte es möglich!).

Claus-Peter Röh befasste sich am Sonntag mit dem Thema: Die Bewegungen der Welt und der Ursprung der Empfindungen. Er stellte zunächst ein paar pfingstliche Motive dar und befasste sich dann mit den Themen aus dem zehnten Vortrag: Wie klingen die „drei Kugeln“ der menschlichen Gestalt zusammen? Wie kommen die polaren Systeme des Willens im bewegten Gliedmaßenmensch mit dem ruhigen Kopf zusammen? Der Mittelsphäre im Rumpf als dritte Organisation kommt hier eine zentrale Bedeutung zu. Sie „staut“ den Bewegungsstrom, der Kopf will und lässt so als Resonanz des Inneren etwas Neues hervorkommen: hier können sowohl Gefühle als auch das Musikalisch-Künstlerische entstehen. Röh ging dann auf die Umgebungsoffenheit des Kindes und der Bedeutung der Qualität des Wahrgenommenen ein. Hier wurde der Vortrag musikalisch: Es wurden Melodie- und Liedsequenzen eingespielt, die Beate Wohlgemuth (Geige und Gesang) und Alexander Morawitz (Klavier) aufgenommen hatten. Die Teilnehmer*innen konnten mit den Liedern aus verschiedenen Ländern in unterschiedliche Klangräume/Landschaften eintauchen. Ein besonderes Erlebnis! Für uns Pädagog*innen von großer Bedeutung waren Claus-Peter Röhs Schlussgedanken: wie sehr es auf die Qualität der Bewegungen vor und mit den Kindern ankommt, damit die Seele „erklingen und singen“ kann!

Am Montag warf Birgit Krohmer aus Sicht einer Waldorfkindergärtnerin und Eurythmistin einen Blick auf konkrete Fragen und Themen unserer Pädagogik (der einzige „Live-Vortrag“ aus Hannover). Sie plädierte dafür, den Moment und die Gegenwärtigkeit zu ergreifen und zu gestalten: Die Zukunft findet jetzt statt! Die Kinder sind sehr empfindsam und damit wir ihnen angemessen begegnen und „mit ihnen in die Herzen und den Himmel schauen können“, müssen wir sehr achtsam sein. Dies erfordert ständige Arbeit an sich selbst, um Erziehungs-Kunst und nicht Erziehungs-Wissenschaft zu leben. Mit anschaulichen und eindrücklichen Beispielen aus der Eurythmie machte Frau Krohmer Entwicklungsströme und -gesten des Kindes deutlich. Sie zeigte, wie Bildebewegungen in den Leib eingewebt sind, wie das Kind allmählich seine Leiblichkeit ergreifen lernt. Alles entwickelt sich aus und in der Bewegung. Kindheitsentwicklung und Menschheitsentwicklung – die Zusammenhänge wurden mit Beispielen aus der Kunstgeschichte und anhand von aktuellen Kinderzeichnungen erläutert. Ganz praktisch und eindrücklich wurde es, als Frau Krohmer mit je einem Handgestenspiel für Kindergartenkinder und einem für Schulkinder die verschiedenen Entwicklungsstufen der Kinder erläuterte.

Marcel de Leuw hatte die Tagung eröffnet und rundete sie mit einem kurzen Abschlussvortrag am Montagmittag ab. Wie schon bei so viele Tagungen davor, gelang es de Leuw, mit knappen und eindrücklichen Worten die Gedanken der vorangegangenen Vorträge zusammenzufassen und den roten Faden zu spinnen. Mit einem Ausblick auf den elften Vortrag aus Steiners Allgemeiner Menschenkunde, der im kommenden Jahr die Grundlage der Pfingsttagung sein wird, weckte er bei uns schon große Vorfreude auf nächstes Jahr: Das ist ein Vortrag, der sich schwerpunktmäßig mit dem ersten Jahrsiebt und dem Phänomen von Vorbild und Nachahmung befasst. Wir werden dann also einem zentralen Motiv unserer Pädagogik auf den Grund gehen können.

 

Was ist erklungen?

Wenn auch in einem wesentlich kleineren Rahmen knüpften wir, so gut es in diesem Format möglich ist, an die Qualität der Pfingsttagungen mit ihren künstlerischen Elementen und geisteswissenschaftlichen Impulsen an: Die Aufführung und Aufzeichnung der Pfingststrophe (Komposition: Alexander Morawitz, Tenor- und Bassklarinette: Florian Himpel, Benjamin Himpel); Gesang und Instrumentales von Alexander Morawitz und Beate Wohlgemuth, „Lied der Gralsritter“ vom Chor der Anwesenden. Nach den Vorträgen gab es das Angebot, mit Birgit Krohmer zentrale Motive eurythmisch zu bewegen. Umfangreiche geistige Anbindungen und Impulse wurden mit Pfingstspruch, Morgenandacht mit Evangelienlesung, Totengedenken, Vorträgen und Arbeitsgruppen umgesetzt.

Wie entsteht Gemeinschaft, wenn die konkrete Begegnung unterbunden ist, wir uns nicht treffen können, lediglich digital via Internet verbunden sind? Rückmeldungen der Online-Teilnehmer*innen: Sie fühlten sich pfingstlich entflammt und durchwärmt und nehmen in die Waldorfkindergärten vor Ort mit ihren lebendigen Gemeinschaften aus echter menschlicher Begegnung den Geist der ersten Online Pfingsttagung mit, verbunden mit dem großen Wunsch, sich im nächsten Jahr wieder in Hannover mit Ihnen allen zu treffen.

Für uns vom Vorbereitungskreis war es ein Wagnis. Die einfühlsame und kompetente Unterstützung der Techniker und unseres Zoom-Managers Yair Nik Atala Rios haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Technik dienlich war, aber nicht im Zentrum stand. Auch die konzentrierte und disziplinierte Mitarbeit der Teilnehmer*innen sowie die Bereitschaft der Vortragenden wie Dozent*innen der Arbeitsgruppen, sich auf das Abenteuer einzulassen, haben zum Erfolg wesentlich beigetragen. Herzlichen Dank ihnen allen.

 

 

Ausblick 2022

 

Vom 4. Juni – 6. Juni 2022

geht es mit der Menschenkunde weiter!

Für den Arbeitskreis Pfingsttagung

Susanne Altenried, Margarete Kaiser, Erika Henning

 

 

Bitte nicht müde werden!

Zusammenarbeit zwischen Eltern und Pädagog*innen – nach einem Jahr auf Sparflamme und mit Abstand
 
Seit über einem Jahr können aufgrund der Corona-Pandemie die klassischen „Tür und Angel“-Gespräche, Elternabende und Feste mit den Familien nicht mehr stattfinden.
Dabei ist bundesweit die Gesetzes- und Verordnungslage zu dem Thema „Eltern in der Kita“ sehr vielfältig und unterschiedlich.
 
Alle Kollegien und Verantwortlichen jeder Kindertageseinrichtung haben sich um eine bestmögliche Lösung für Kinder und Eltern im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten bemüht.
Diese Lösungen betreffen die Zeit, in welcher die Kinder in die Einrichtungen kommen können.
 
In manchen Kindergärten bringen die Eltern weiterhin, unter Einhaltung der aktuellen Verordnungen, ihre Kinder bis zum Gruppenraum – in anderen Kindergärten werden die Kinder bis in den Garten oder zur Eingangstür gebracht. Dieses gilt selbstverständlich auch für das Abholen.
 
Es gab Monate, in welchen viele Kinder gar nicht in den Kindergarten, die Krippe kommen durften, Zeiten, in denen alle kommen durften, andere, in denen es nur Notgruppen gab.
Aktuell gibt es immer noch Kinder, die zu Hause bleiben, da sie zum Beispiel mit ihren Großeltern in einem Haus leben, oder in der Familie gesundheitliche Risiken bestehen.
 
Ein Jahr ist mit Blick auf das Thema der Beziehungen zwischen Eltern und Pädagog*innen eine sehr lange Zeit.
Gerade diese Beziehung bildet den Raum, in welchem das Kind sich hin und her bewegt.  Dieser Raum gibt dem Kind Sicherheit und stärkt sein Vertrauen. Das gilt besonders im Hinblick darauf, dass in Elternhäusern und Kindertageseinrichtungen häufig Unterschiede in den Haltungen zu Fragen in der Pädagogik und deren Umsetzung leben. Nun stellt sich die Frage neu: Wie bauen wir Brücken für das Kind und wie finden wir Wege, um einen gemeinsamen Blickwinkel auf die Sache zu bekommen?
Auch wenn dankenswerterweise sehr kreative Ideen entwickelt wurden, mit den Kindern und Elternhäusern im Kontakt zu bleiben, ist das „Normale“, das Alltägliche, das „Zwischendurch“ nicht mehr gegeben.
Es fehlen die Möglichkeiten sich über die Zwischentöne und das Feine auszutauschen. Denn nicht alles kann über eineinhalb Meter Abstand und ohne Mimik besprochen werden. Gerade jetzt, wo es so viel Neues zu bedenken, zu fühlen und zu tun gibt, wäre es so nötig, auch in dieser beiläufigen Weise miteinander zu reden und zusammenzustehen.  
Sich darüber auszutauschen, wie es dem Kind geht, wie es den Tag verbringt und auch, was es innerlich bewegt. (Und) welche Gedanken sich das Kind zum Beispiel zu Corona macht. Sorgen, Ängste, Unsicherheit oder Nöte wahrnehmen zu können, aber auch die freudigen Ereignisse zu feiern und zu würdigen, wäre im Sinne der Erziehungspartnerschaft in dieser Zeit besonders wichtig.
 
Liebe Pädagog*innen, liebe Eltern und Verantwortliche – auch wenn es schwer ist:
Nicht müde werden, oder immer wieder neu den Weg zum Mitmenschen suchen und gehen.
 
Damit wir möglichst viel auffangen und unterstützen können, ist es wichtig, dass Ängste, Unsicherheiten oder auch Missverständnisse – besonders die der Kinder, aber auch die aller Beteiligten – mitteilbar und damit handhabbar werden können. Damit wir den Kindern vorleben: Wir gestalten gemeinsam bewusst und bestmöglich das Leben und die Herausforderungen!
Und wir kommen auch darüber immer wieder ins Gespräch, was die Kinder sonst noch bewegt. Und was es vielleicht als Hilfestellung braucht. Denn neben all dem werden auch Geschwisterkinder geboren, die Zähne wackeln und die Frage nach der Schule steht an.
 
Das Organisieren von Möglichkeiten und das „Dranbleiben“ sind oft sehr anstrengend, muss doch vieles häufig sehr kurzfristig umgesetzt werden, was für alle viel ungewohnte Arbeit bedeutet.
Aber es ist eine der Möglichkeiten, diesen gemeinsamen Raum „rund um das Kind“, diesen lebendigen und persönlichen Austausch zu gestalten. Viele Kolleg*innen berichten davon, wie freudig und dankbar alle Beteiligten sind, wenn dieser Raum wieder ermöglicht wird.
Bitte nicht müde werden!
 
Hier noch ein „Kindermund“ und Beispiele aus dem Kindergartenalltag – wie die Kinder ihr Wissen von der Corona-Pandemie in ihr Leben integrieren:

  • Die Puppenkinder werden mit Abstand ins Puppenbett gelegt.
  • Eine Vierjährige schaut jeden Tag in die Zeitung, um zu „lesen“, was „der Bundeskanzlerin“ (so wortwörtlich) zu ihrem Kinderturnen schreibt. Darf es wieder stattfinden, oder ist immer noch alles abgesagt?
  • Eine Kindergärtnerin, wir nennen sie an dieser Stelle Frau M., feiert im Kindergarten ihren 52. Geburtstag.
    Ein Kind fragt: „Wie alt bist du?“
    Ein anderes antwortet: „Bestimmt 90“
    Darauf sagt ein drittes. „Nein, dann wäre Frau M. doch schon in Quarantäne! Für immer“
    „Nein“, sagt das erste Kind, „das ist schon mit 70!“
  • Ein Kind sagt: „Keiner hat mich lieb, alle sind auf Abstand.“

 
Ganz ermutigende Grüße!

Ihre Beate Wohlgemuth

 

 

Eurythmie im Kindergarten

Die Zusammenarbeit zwischen dem Berufsverband Eurythmie e.V. und der Vereinigung der Waldorfkindergärten findet in verschiedenen Vernetzungen und Begegnungen statt. Wir wollen in diesem Newsletter Einblick in bereits entstandenes und zukünftiges Zusammenwirken geben.

Zur Qualitätsentwicklung der Kindergarten-Eurythmie –
Zusammenarbeit der Arbeitsinitiative Eurythmie im Kindergarten (Euki) und der Vereinigung der Waldorfkindergärten

Wer ist und was will Euki?

Die Eurythmie in den Waldorfkindergärten ist seit jeher ein wesentliches, sensibles und verantwortungsvolles Arbeitsfeld der Eurythmie-Pädagogik.  Dieses findet jedoch nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit im Rahmen der bisherigen Eurythmie-Berufsausbildung und wird auch in der Erzieher-Ausbildung selten thematisiert.  Um diese als Notstand erlebte Situation zu verbessern, bildete sich 2014 die Arbeitsinitiative Euki im Berufsverband Eurythmie (BVEU). Die Mitglieder der Initiative schrieben sich auf die Fahne, das Potenzial der Elementaren Kindereurythmie zu verdeutlichen und die Qualitätsentwicklung zu fördern. Zu diesem Zweck planten sie, vor allem die Fortbildungen im Bereich der Kindergarten-Eurythmie zu verstärken und eine Vernetzung zwischen den maßgeblichen Institutionen zu erreichen. Derzeit arbeiten als Mitwirkende bei Euki mit: Sabine Deimann (Alfter), Gila Rebmann (Lüneburg), Ada Bachmann (Berlin), Miranda Markgraf (Berlin), Kjell-Johan Häggmark (Horst/HH).

Fortbildungen im Rahmen der Pfingsttagung in Hannover
In einem ersten Schritt bemühten sich die Mitwirkenden von Euki um eine Kooperation mit der Vereinigung der Waldorfkindergärten. Demzufolge entstand ein Kontakt von Kjell-Johan Häggmark, Euki-Mitglied und Vorstand des BVEU, mit Dagmar Scharfenberg, Vorständin der VWK und dem Vorbereitungskreis der alljährlichen Pfingsttagung in Hannover.  So konnte von 2016 bis 2018 die Kindergarteneurythmie in das Tagungsangebot verstärkt einbezogen werden, wodurch Eurythmiekolleg*innen und auch Waldorferzieher*innen Kurse und Seminare zur Eurythmie im ersten Jahrsiebt von Kjell Häggmark und Sabine Deimann wahrnehmen konnten. Allerdings entstand danach eine Unterbrechung dieser Fortbildungsangebote, als 2019 anstelle der Pfingsttagung in Hannover die Welterziehertagung in Dornach stattfand. Im Jahr darauf – 2020 – kam es aufgrund der Corona-Pandemie wiederum zum Ausfall der Tagung in Hannover. In diesem Jahr – 2021 – konnte sie zumindest digital stattfinden und in diesem eingeschränkten virtuellen Rahmen gab es einen Eurythmiekurs zur Stärkung der Immunkräfte durch Sabine Deimann (Euki). Dieser erbrachte die erstaunliche Erfahrung, dass sich eurythmische Übungen zur Selbstfürsorge – per Videocall – durchaus vermitteln lassen. Resonanz ist auch hier möglich und die teilnehmenden Menschen konnten sich trotz der Zweidimensionalität des Mediums vor den Bildschirmen als dreidimensionale Wesen von innen erleben, zentrieren und stärken. Auch einige Selbstwahrnehmungsübungen aus der Kindereurythmie wurden vermittelt und dankbar aufgegriffen. Da die Eurythmie in den Kindergärten zurzeit vielerorts nicht oder nur eingeschränkt stattfinden kann, fühlten sich die Erzieher*innen ermutigt, einiges davon mit den Kindern nun selbstständig zu bewegen.
Überdeutlich wurde der Autorin aufs Neue, dass diese Pfingsttagung in Hannover mit ihren reichen, gehaltvollen Vorträgen und dem Austausch darüber im Grunde die allerbeste Fortbildung für uns Kindergarten-Eurythmist*innen ist und unsere Arbeit innerlich befruchten kann. Denn es lebt ja die Eurythmie in der gesamten „Menschenkunde“, deren einzelne Vorträge den Tagungen zugrunde liegen. Die Erziehungs-KUNST verbindet uns mit den Erzieher*innen! Solche fachübergreifenden Fortbildungsmöglichkeiten sind Gold wert.

Herausgabe der Broschüre Elementare Eurythmie im Kindergarten
Nun bekam jedoch gerade aufgrund dieser Pause die Zusammenarbeit von Euki und der Vereinigung einen spürbaren und vielversprechenden Aufschwung. Die Mitglieder von Euki nutzten die Lücke, das Arbeitsfeld Eurythmie im Kindergarten einmal ganz neu zu beleuchten und ein den spezifischen Anforderungen entsprechendes Berufsverständnis zu formulieren. Das greifbare Ergebnis war schließlich eine von Sabine Deimann verfasste Broschüre mit dem Titel Elementare Eurythmie im Kindergarten – Sprache und Bewegung in heutiger Sicht. Dieses scheinbar so gut gehütete Geheimnis, das auch nach über 100 Jahren Praxis immer noch bei jedem Elternabend aufs Neue gelüftet werden muss, sollte für Erzieher*innen und interessierte Eltern nachvollziehbar und zeitgemäß dargestellt werden. Thematisiert werden die Rahmenbedingungen für die Durchführung der Eurythmie im Kindergarten sowie die wichtige, subtile Zusammenarbeit zwischen Eurythmist*in und Erzieher*in oder auch Ähnlichkeiten und Unterschiede insbesondere zum Reigen. Vor allem wird der Zusammenhang von Bewegungsentwicklung, Spracherwerb und Denken erklärt und wie und wodurch eurythmische Bewegung gerade in diesem frühen Alter stärkend wirken kann. Marcel Sorge vom BVEU entwarf den Plan, diese Broschüre im Berufsverband Eurythmie e.V. von der AG Euki herauszugeben und im großen Stil zu verbreiten.  Außerdem gestaltete er das ansprechende Layout des Heftes und organisierte den aufwändigen Vertrieb. Fördergelder ermöglichten es uns, die Broschüre nicht nur an alle Mitglieder des Berufsverband Eurythmie (BVEU) gratis zu versenden, sondern mit jeweils zwei Exemplaren ebenso an alle Waldorfkindergärten in Deutschland. Auch an alle Waldorferzieher-Seminare und Eurythmie-Ausbildungsstätten, wo die Kindergarteneurythmie im Curriculum oft keine besondere Rolle spielt, wurde die Broschüre versandt.

Einzelpreis 12,00 € inkl. Versand. Staffelpreise auf Anfrage.
Die Broschüren können bestellt werden beim Berufsverband Eurythmie e.V., Marcel Sorge:
sorge(at)eurythmie(punkt)net.

Im Zuge dieser Aktivitäten verstärkten und erweiterten sich sprunghaft die Kontakte des Leitungskreises der Vereinigung zu den Mitgliedern von Euki. So konnte insbesondere durch Birgit Krohmer, Erzieherin und Mitglied im Vorstand der Vereinigung und selbst Heileurythmistin, eine wichtige neue Ansprechpartnerin für Euki gewonnen werden. Durch ihr Engagement werden nun bereits für die weitere Verbreitung der Broschüre Übersetzungen ins Englische und ins Spanische auf den Weg gebracht.

Digitaler „Runder Tisch“ auf der Eurythmie-Fachtagung Ostern 2021
Auch Philipp Reubke als neu berufener Vorstand der pädagogischen Sektion in Dornach, betonte in einer ersten Zoom-Zusammenkunft mit den Mitgliedern von Euki die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen dem Berufsverband Eurythmie e.V. und der Vereinigung der Waldorfkindergärten und sprach von der „Sensibilisierungsarbeit“, die für die Eurythmie im Kindergarten so wichtig sei. Spontan sagte er seine Teilnahme für ein von Euki höchst kurzfristig organisiertes digitales Podiumsgespräch zu. Unser ursprünglicher Plan, auf der internationalen Eurythmie-Fachtagung in Dornach zu Ostern dieses Jahres, den Kolleg*innen aus aller Welt die Bestrebungen von Euki und auch die Broschüre vorzustellen, konnte angesichts der fortgesetzten gesellschaftlichen Einschränkungen nicht realisiert werden . Die nun digital veranstaltete Tagung machte eine Planänderung nötig. In Windeseile wurden nun einflussreiche Gesprächsteilnehmer*innen angefragt zum Thema  
Elementare Eurythmie im Kindergarten – Perspektiven zu einer Qualitätsentwicklung. Es war für uns beglückend zu erleben, dass die angefragten Personen sämtlich umgehend ihre Zusage erteilten. So waren schließlich neben Philipp Reubke als Vertreter der Pädagogischen Sektion folgende für das Arbeitsfeld maßgebliche Kolleg*innen zu diesem Anlass auf dem Bildschirm versammelt: von Seiten der Vereinigung Birgit Krohmer in ihrer Doppelqualifikation als Eurythmistin und Erzieherin sowie Susanne Altenried, die aus der Perspektive der aktiven Kindergartenleitung sprach. Matthias Jeuken, Leiter der MA-Ausbildung für Eurythmie-Pädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart, Seminar für Waldorfpädagogik, vertrat die Seite der Ausbildungssituation. (Tatsächlich hat die Kindergarten-Eurythmie in Stuttgart einen hohen Stellenwert und wird als MA-Modul regelmäßig durch Kjell Häggmark unterrichtet – siehe unten) Es handelte sich also um eine „Expert*innenrunde", die sich am 08.04.2021 zur Frage der Kindergarten-Eurythmie mit Sabine Deimann und Kjell Häggmark von Euki unter der Moderation von Cristi Heisterkamp (BVEU) zu diesem besonderen Thema engagiert austauschte. Es herrschte dabei eine offene, freudige Stimmung, in welcher sich das Thema als ein Herzensanliegen der Beteiligten offenbarte. Von Zuschauerseite fand dieses Format des Podiumsgesprächs mehr Zuspruch als andere Angebote zur gleichen Zeit. Der Aufwand hatte sich gelohnt! Für unsere Initiative Euki war diese Zusammenkunft ein wichtiger Schritt zu weiterer Vernetzung mit Persönlichkeiten der für die Kleinkind-Eurythmie wesentlichen Institutionen. Erstmalig in der Geschichte der Kindergarten-Eurythmie war es zu einem solchen öffentlichen Austausch gekommen, insofern war dies ein „historisch“ zu nennender Moment – eine Premiere! Die Beteiligten sprachen sich anschließend einhellig dafür aus, einen solch fachübergreifenden Austausch auch in Zukunft fortzusetzen, als verbindende und weiterbringende Kraft zu vertiefen und zu pflegen. Um für die kleinen Kinder eine wahrhaft gesundheitsfördernde und persönlichkeitsstärkende Kindereurythmie zu ermöglichen!

Sabine Deimann

Fragebogen an die Erzieherinnen zur Kindergarten-Eurythmie
Eine Fragebogenaktion zu folgenden Fragestellungen ist derzeit in den Kindergärten unterwegs und wird im Herbst dieses Jahres mit ersten Auswertungen vorgestellt.
Was braucht es im Kindergarten, um die Eurythmie weiterzuentwickeln, dass sie nachhaltig ist und für alle ihre heilsame Wirkung entfalten kann?
Welche unterstützende Einwirkung haben die Erzieher*innen des Kindergartens dabei? Wie kommen Erzieher*innen und Eurythmist*innen zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit?

Zur aktuellen Situation der Eurythmist*innen mit Honorarverträgen
Hinweisen möchten wir noch auf die schwierige Situation vieler Eurythmistinnen und Eurythmisten, die mit Honorarverträgen in Kindergärten arbeiten.
Ihre Situation ist teilweise aufgrund der Pandemie-bedingten Einschränkung der Berufsausübung wirtschaftlich prekär geworden. Damit wuchs zum Teil auch ein Bewusstsein für das grundlegende Bedürfnis nach mehr Sicherheit in den Verträgen mit faireren Vereinbarungen und gewissen Mindestansprüchen, auch für die Zukunft nach der Pandemie. Auf beides, die aktuelle und die grundsätzliche Situation, sollten wir von Seiten der Kindergärten im Rahmen unserer Möglichkeiten eingehen. Gemeinsam mit dem Berufsverband Eurythmie e.V. bieten wir beratende Hilfe für individuelle Lösungsmodelle bei der Vertragsgestaltung zwischen Eurythmist*innen und Kindergärten, bzw. für die Problemlösung solcher Fälle an. Wenden Sie sich dazu gerne an den Berufsverband Eurythmie e.V. und dort an Frau Markgraf oder an die Vereinigung der Waldorfkindergärten an Herrn Langscheid.

Allgemeine Hinweise und Empfehlungen finden Sie hierzu auf folgender Webseite des Berufsverbandes Eurythmie e.V.:

www.euki.eurythmie.net/downloads

Bzw. direkt unter folgenden Links:

Empfehlungen zu Arbeitsbedingungen und Honorarfragen für Eurythmistinnen an Kindergärten Mustervertrag mit Optionen für die Honorargestaltung

Miranda Markgraf: 0177 54 789 65, kiga(at)eurythmie(punkt)net
Oliver Langscheid: 06321 959686, info(at)waldorfkindergarten(punkt)de

Angebot für Gäste zur Eurythmie im Kindergarten im Eurythmeum Stuttgart und die Freie Hochschule in Stuttgart
Im künstlerischen eurythmischen Grundstudium (Bachelorstudiengang „Eurythmie mit pädagogischer Basisqualifikation“) bildet die Eurythmie im ersten Jahrsiebt einen mehrtägigen Unterrichtsschwerpunkt. Eines der beiden drei- bzw. vierwöchigen Praktika, die zum Studium gehören, nutzen viel Studierende, um auch einen praktischen Einblick in das Berufsfeld Kindergarteneurythmie zu gewinnen.

Beide Eurythmiestudiengänge bieten das Eurythmeum Stuttgart und die Freie Hochschule Stuttgart in einer seit vielen Jahren bewährten Studiengangskooperation an.
Im Masterstudiengang „Eurythmiepädagogik“ bildet die Blockwoche zur Eurythmie im ersten Jahrsiebt den Auftakt zum Durchgang durch die gesamte Eurythmiepädagogik.
Zur Vorbereitung und Einstimmung auf die konkrete eurythmiepädagogische Arbeit dienen tägliche Seminarstunden zur Menschenkunde des ersten Jahrsiebts – und zur Praxis im Waldorfkindergarten. Dankenswerterweise haben wir in den vergangenen Jahren jeweils mit erfahrenen Dozentinnen des benachbarten Erzieherseminars zusammenarbeiten können. So wurden sowohl die Entwicklungsphasen des kleinen Kindes, Fragen der Sinnespflege und der Bindungsentwicklung, aber auch die Praxis der Waldorfkindergartengruppen lebendig und erlebbar. Die schöne Aufgabe der Eurythmiepädagog*innen, sich mit ihren/seinen Eurythmieeinheiten in den Rhythmus und das Leben der jeweiligen Gruppe einzuleben, wird auf diese Weise erfahrbar und kann im kollegialen Austausch besprochen werden.
Auf der Basis der Menschenkunde entwickeln im Kindergartenbereich erfahrene Eurythmiepädagog*innen die Eurythmiepädagogik des ersten Jahrsiebtes: Eurythmieeinheiten für jedes Alter, für jede Jahreszeit und alle möglichen Gelegenheiten werden erlebt, geübt und besprochen. Zuerst nehmen die Studierenden an den Stunden der erfahrenen Eurythmiekolleg*innen teil – und erarbeiten sich im Anschluss (Teile) eigener Programme. Diese werden im Kurs präsentiert, diskutiert, geübt und (oft) verbessert.
Nach einer intensiven Blockwoche setzt der Masterstudiengang mit der Eurythmiepädagogik für Unterstufenklassen der Waldorfschule fort.
Die Blockseminarwoche zur Eurythmie im ersten Jahrsiebt findet regelmäßig in einer der ersten Wochen der (Baden-Württembergischen) Schuljahre statt und besteht aus ganztägigen Seminaren (Montag bis Donnerstag 8:00 – 17:30h, Freitag bis 12:30h).
Die Teilnahme ist als Teil des Masterstudiums möglich, der Kurs steht aber auch Gästen offen. Eurythmistinnen und Eurythmisten, die zumindest das eurythmische Grundstudium erfolgreich abgeschlossen haben, können sich unter https://fortbildungen.freie-hochschule-stuttgart.de/eurythmie anmelden. Die Teilnahmegebühr für die einwöchige Fortbildung beträgt 285 Euro.
Weitere Information sowie auch den aktuellen Flyer zum gesamten Studiengang finden Sie unter: https://www.freie-hochschule-stuttgart.de/de/studium/eurythmie/ausbildungswege-eurythmie/master.
Im Schul- und Studienjahr 2021/22 findet die Blockseminarwoche zur Eurythmie im ersten Jahrsiebt vom 20.09. – 24.09.2021 statt.
Für Rückfragen stehen wir ihnen gerne jederzeit zu Verfügung: info(at)freie-hochschule-stuttgart(punkt)de bzw. jeuken(at)freie-hochschule-stuttgart(punkt)de.

Matthias Jeuken

 

Sind Waldorferzieher*innen lernfähig? – Was für eine Frage …

Im Sommer 2020, mitten in den Herausforderungen des Pandemie-Geschehens, wurde nach sieben Jahren Vorbereitung in der Vereinigung der Waldorfkindergärten eine neue Einrichtung ins Leben gerufen: die sogenannte „Fortbildungsakademie“. Als Idee ursprünglich durch das Vorstandsmitglied Michael Wetenkamp angestoßen, soll die Akademie nicht nur über alle Fortbildungen informieren, die bundesweit in den Regionen und an den Seminaren für Waldorferzieher*innen und weitere Kindergartenmitarbeiter*innen angeboten werden. Sie setzt sich auch zum Ziel, dass es innerhalb der zur Vereinigung der Waldorfkindergärten gehörenden Einrichtungen für alle Mitarbeitenden eine Selbstverständlichkeit wird und bleibt, sich regelmäßig fortzubilden. Nicht allein deshalb, weil der Berufsalltag durch gesellschaftlichen Wandel immer wieder neue Themenfelder hervorbringt, sondern auch um als Mensch entwicklungsfähig zu bleiben und nicht in einmal gelernten Formen zu erstarren, und schließlich auch, um zur Weiterentwicklung der nunmehr hundertjährigen Waldorfpädagogik beitragen zu können. Ein weiterer Grund für das Angebot waldorfeigener Fortbildungen ist, dass manche Themenstellungen zwar durch Fortbildungen anderer Anbieter gut zugänglich werden, aber die für anthroposophische Einrichtungen nötigen zusätzlichen Gesichtspunkte meist nicht enthalten, wie zum Beispiel beim Thema der Führung in der Selbstverwaltung.

Damit das alles Wirklichkeit wird, braucht es natürlich noch so einiges: zum Beispiel braucht es vielfältige, interessante und sinnvolle Fortbildungsangebote, es braucht die Offenheit und Lernfreude der Teilnehmer*innen und es braucht Einrichtungsträger, die ihren Mitarbeiter*innen die Teilnahme an Fortbildungen (nicht nur in ihrer Freizeit) ermöglichen und kreativ Wege finden, wie trotz des in vielen Einrichtungen gravierenden Fachkräftemangels die nötigen Spielräume dafür eröffnet werden. Voraussichtlich braucht es auch noch weitere finanzielle Ressourcen, aber wenn wir uns miteinander auf diesen Weg des Lernen-Wollens machen, wird sich sicherlich noch die eine oder andere Tür auftun.

Die ersten Schritte sind gemacht: es gibt in der Vereinigung der Waldorfkindergärten nun zwei Menschen, die sich gezielt um die Entwicklung der Fortbildungsakademie kümmern und die von drei Kolleg*innen aus den Arbeitsfeldern „Bildung“, „Forschung“ und „Praxis“ beratend unterstützt werden. Es gibt schon seit Längerem eine ganze Anzahl interessanter Fortbildungen, die in den verschiedenen Regionen und Weiterbildungsseminaren deutschlandweit zu vielfältigen Themen angeboten werden. Über die Homepage der Vereinigung werden diese unter dem Stichwort „Ausbildung/Fortbildung“ nun überregional zugänglich gemacht: Schauen Sie einmal herein unter www.waldorfkindergarten.de. Damit ist ein bisher noch kleines, aber hoffnungsvolles Feld bestellt, und wenn dann Ideen, Interessent*innen und unterstützende Einrichtungsträger dazukommen, kann es bald eine bunt blühende Wiese werden!

Elke Rüpke

(Bildungsreferentin der Vereinigung der Waldorfkindergärten)

Zum Tod von Henning Köhler – ein Nachruf aus dem Seminar für Waldorfpädagogik/Köln

Henning Köhler ist am Abend des 8. April 2021 gestorben – ein „Freund und Kämpfer für die Kindheit“ – er war auch unser Freund!

22 Jahre waren wir im Seminar für Waldorfpädagogik Köln mit ihm verbunden – eine lange Zeit. Sein plötzlicher Tod überraschte uns und macht uns traurig.

Unsere Zusammenarbeit begann 1999 mit einem Versuch: Eingeladen waren Erzieher*innen zu einem „Arbeits-Frühstück“ mit Henning Köhler zu dem Thema „Schwierige Kinder gibt es nicht – aber manchmal haben wir es doch ganz schwer.“ Aufgrund des intensiven und sehr offenen Austauschs mit den Kolleg*innen und der großen Resonanz bei diesem Treffen baten wir Henning Köhler anschließend, ein Fortbildungskonzept zu erstellen. Gesagt, getan: Wir starteten recht bald mit ca. 60 Teilnehmer*innen eine zweijährige Fortbildung. Ein reichhaltiges Angebot mit Themen wie Angst, Sinneslehre, Ethik des Beratungsgesprächs, Autismus, ADHS – um nur einige zu nennen. Dabei war es Henning immer wichtig, aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse in seine Vorträge einzubeziehen. Hinzu kamen seine jahrelangen reichhaltigen Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen, die er in dem von ihm gegründeten Janusz-Korczak-Institut begleitete. Seine Berichte ließen uns stets seine den Kindern zugewandte warme Haltung wahrnehmen. Zitate wie „Einem Menschen zu begegnen heißt, von einem Rätsel wachgehalten zu werden“ (Emmanuel Lévinas) oder „Jedes Kind hat ein Recht, so zu sein, wie es ist“ (Janusz Korczak) forderten uns zum Nachdenken heraus: Was heißen diese Aussagen für die Begleitung von Kindern und Eltern, für unsere pädagogische Arbeit? Werden diese Gedanken „gelebt“ in unseren Einrichtungen? Der Anspruch, den Kindern im täglichen Tagesablauf wertfrei zu begegnen – denn demütigende Werturteile verletzen den Menschen – machten uns die Wichtigkeit von Selbstwahrnehmung und Selbsterziehung deutlich. Das bedeutet, bereit sein zum Üben – ein langer Weg! Kinder mit einem „werterkennenden“ Blick wahrzunehmen war für ihn eine Notwendigkeit bei den vielfältigen Aufgaben mit ihnen. Ein „Schützender Kreis“ wurde mit Eltern, LehrerInnen, Paten um ein Sorgenkind gelegt. Es war für Henning Köhler gerade in diesen Situationen eine Voraussetzung, mit einer warmherzigen Haltung allen Beteiligten zu begegnen. Auch seine Ausführungen zur „Ethik des Beratungsgesprächs“ zeigen, wie wichtig eine innere zugewandte Haltung in Problemsituationen ist. Gerade wenn sich Schwierigkeiten zeigten, waren seine Impulse für uns stärkend. Freiheit in der Pädagogik, Freiheit für das Kind, für die Eltern, uns selbst – wie ist dieser Weg zu finden? Hennings fundiertes Wissen über Rudolf Steiners Menschenkunde konnte er für uns in die heutigen Zeitverhältnisse übertragen. Sie regten uns zum aktiven Nachdenken an und ermutigten zum intuitiven Handeln.

Henning Köhler wollte mit seinen Ausführungen keine methodischen Rezepte geben – er wollte aufmerksam machen, zum Denken anregen und war dabei freilassend. Sein kritisches Hinterfragen ist notwendig in unserer Zeit. Auch wenn Hennings Ausführungen in der Außenwelt oft nicht beachtet wurden – er blieb sich treu. Bei einem der mit Henning Köhler gemeinsam gestalteten Kongresse wurde die Fortbildung in „Kinder, die aus dem Rahmen fallen“ umbenannt. So heißt sie bis heute. Sein bedingungsloses Eintreten und Ringen für die Kinder war vorbildhaft und fordert uns auf zum „Weiterschreiten“ im Denken mit der Kraft des Herzens.

Wir werden in unserem Seminar seine Impulse fortführen!

 

Für das Seminar für Waldorfpädagogik Köln

Anne Marisch und Yvonne Rausch

Vorsicht! Elementare Eurythmie im Kindergarten!

Warum Vorsicht?  Ist Eurythmie im Kindergarten etwa gefährlich? Nein eigentlich nicht, aber das vorliegende Büchlein mit dem Titel Elementare Eurythmie im Kindergarten – Sprache und Bewegung in heutiger Sicht ist so ansprechend, mit seinen goldigen Fotos so bezaubernd und verlockend, dass man vielleicht gleich sein ganzes Leben verändern möchte, um in den Kindergarten zu eilen und mit den Kindern Eurythmie zu machen.

Sabine Deimann gibt in kurzen, prägnanten Kapiteln wesentliche Hinweise, die Eurythmie im Kindergarten zu gestalten.  Ein Kapitel handelt von der Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und Erziehern. Wir können ja nicht voraussetzen, dass wir dort wirklich willkommen sind. Wie schaffen wir den Raum, in dem dann die Eurythmie aufblühen kann?
Ein anderer Teil zeigt auf, wie die Eurythmie die gesamte Entwicklung des Kindes fördert oder vielleicht sogar anbahnt, wie etwa alle zwölf Sinne angeregt und gepflegt werden.
In mehreren Kapiteln geht es um die Sprache, einmal grundsätzlich um ihre Wirkung in der frühkindlichen Entwicklung, einmal um die Wirksamkeit ihrer Tiefendimension, den Sprachklanges. Eine Erinnerung daran, dass bei jedem Wort, das wir hören, innerlich eine leise Eurythmie stattfindet: „Der ganze Bewegungsorganismus ist Sprachsinn zugleich.“ (Rudolf Steiner am 2.4.1916)

Dann: Wie wirken die einzelnen Laute des Alphabets, wie gestalten wir sie, und vor allem: Wie sprechen wir dazu? Sabine Deimann hat erforscht, wie stimmig es ist, nicht direkt zur eigenen Bewegung zu sprechen, sondern zuerst die stumme, erfüllte eurythmische Bewegung auszuführen, da schmiegen sich die Kinder nachahmend hinein und dann kann auch die Sprache erklingen.
Zum Schluss des Heftchens wird klar formuliert, dass die Elementare Eurythmie im Kindergarten ein Spezialbereich der pädagogischen Eurythmie ist, und es wird erläutert, welcher Voraussetzungen sie bedarf.
Das ganze Büchlein ist von warmer, freudiger Liebe zu den Kindern getragen. Wir werden als dreigliedriger Mensch angesprochen, zuerst im Herzen, dann finden sich leise Bezüge zur aktuellen wissenschaftlichen Hirnforschung und es gibt die praktischen Anregungen zum Tätigwerden.
Die Broschüre richtet sich aber nicht nur an uns Eurythmist*innen, sondern an alle Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten, auch in konventionellen, sowie an alle Eltern von kleinen Kindern. 

Ich wünschte mir, dass Sabine Deimann bald das Zwillingsheftchen dazu herausgibt: Heileurythmie im Kindergarten.

Erika Leiste München

 

Pressespiegel

  • 24.05.2021 :  Corona: Kinder impfen? Oder besser nicht? Ein Thema, das einmal mehr polarisiert. Der Kinder- und Jugendmediziner David Martin möchte dem entgegenwirken und betrachtet die Situation in Deutschland. Weiter
  • 11.05.2021 :  Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys.Vor einhundert Jahren wurde Joseph Beuys geboren. Johannes Stüttgen, Weggefährte und Meisterschüler von Joseph Beuys spricht über den Jahrhundertkünstler und die Bedeutung seiner sozialkünstlerischen Impulse für die heutige Zeit. Anlass ist die Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung Die Unsichtbare Skulptur. Der erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys im UNESCO-Welterbe Zollverein am 7. Mai 2021. Weiter
  • Mai 2021 :  Kitabesuch nur mit Impfung?  Der Verband der Ärzte für individuelle Impfentscheidung wendet sich gegen einen Entschluss des Deutschen Ärztetages, demzufolge die Öffnung von Schulen und Kitas durch Impfungen von Kindern beschleunigt werden soll. Unter dem Hashtag #nichtmeinärztetag hatte der Verband zum Protest aufgerufen. Weiter
  • 09.05.2021 :  Kein Impfzwang gefordert. Das unabhängige Recherchekollektiv Correctiv kommt zu einer anderen Interpretation des Protokolls des Deutschen Ärztetages. Mit Bezug auf den Protest von #nichtmeinärztetag äußert die Bundesärztekammer: „Diese Meldung ist falsch. […] Eine Impfpflicht für Kinder und Jugendliche, wie nun fälschlicherweise behauptet wird, hat der 124. Deutsche Ärztetag nicht gefordert.  Weiter
  • 07.05.2021 :  Kindheit im Lockdown. Wie geht es den Mädchen und Jungen ein Jahr nach Beginn der Pandemie? Und was brauchen sie, um die Krise auch langfristig gut zu überstehen? Unicef hat Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. med. Jörg Fegert gefragt. Weiter
  • 05.05.2021 : Pandemische Einsamkeit. „Odysseus, Jesus in der Wüste, Robinson Crusoe, Kaspar Hauser: Einsamkeit hat die Menschen immer auch fasziniert.“ Doch wann wird aus Alleinsein Einsamkeit? Für Kinder ist die Frage anders zu beantworten als für Erwachsene. Der Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer nennt Einsamkeit eine „Epidemie im Verborgenen“.   Weiter
  • 13.04.2021 :  Philosoph der Kindheit. Am Donnerstag, den 8. April ist der Heilpädagoge, Berater und Buchautor Henning Köhler im Alter von 69 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Jelle van der Meulen. Weiter
  • 06.04.2021 :  Verliebt in Mariechen. Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther erzählt im Gespräch mit dem Journalisten Sebastian Loudon davon, wie Eltern und Kinder an der Pandemie wachsen konnten, welche Lernsituationen neu entstanden, welche verloren gingen und was es für Folgen hat, wenn Bedürfnisse im frühen Kindesalter verdrängt werden müssen. Weiter
  • 08.03.2021 :  Mütter im Lockdown. Die Kinderbetreuung im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 war in erster Linie den Müttern überlassen. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hervor. Der Anteil der Familien, in denen Frauen die Kinderbetreuung fast vollständig übernehmen, hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Weiter
  • 03.03.2021 :  Vertrauen finden. Erfahrung, Gemeinschaft und Zuversicht – die Ressourcen für Vertrauen, so der Neurobiologe Gerald Hüther, seien unserer Gesellschaft abhandengekommen. Das wiegt unter den Bedingungen der Pandemie besonders schwer, vor allem für die Jüngsten. Weiter

Veranstaltungen

  • Freunde der Waldorfpädagogik
    04. bis 06.06.2021 Notfallpädagogische Jahrestagung

    Die Corona Krise – Risiken und Chancen für Kinder und Jugendliche

    Die neunte Notfallpädagogische Jahrestagung findet als Hybridveranstaltung in Karlsruhe sowie online statt. Inhalte aus Workshops und Vorträgen können in dieser Form einem breiten Publikum weltweit zugänglich gemacht werden. Themen sind: Belastungen durch die Pandemie; Traumafolgestörungen; Angst und Unsicherheit, Einsamkeit und Depression, Erwartet werden Beiträge aus dem Libanon, Brasilien und Deutschland.
    Die Vorträge werden aufgezeichnet.
     
    Info und Anmeldung

  • Gesundheit aktiv
    Mittwoch, 09.06.2021, 19–21:00 Uhr

    Covid-19-Impfung für Kinder und Jugendliche

    In einem Online-Live-Talk fragt Gesundheit aktiv: „Wie sinnvoll sind Impfungen in dieser Altersgruppe? Welche Nebenwirkungen wurden bisher beobachtet? Wie sind die langfristigen Folgen einzuschätzen? Welche Erfahrungen liegen aus den bisherigen Studien vor? Tragen die Impfungen zum Aufbau einer Herdenimmunität bei? Inwiefern sind Kinder und Jugendliche überhaupt daran beteiligt, SARS-CoV-2 zu verbreiten?“

    Mit Prof. Dr. Christof Kuhbandner, Lehrstuhlinhaber für Pädagogische Psychologie an der Universität Regensburg, Dr. med. Karin Michael, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Dr. med. Steffen Rabe, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in München und Sprecher des Vorstandes ‚Ärzte für individuelle Impfentscheidung‘ e. V., Moderation: Annette Bopp, Journalistin für Medizin und Kultur, Hamburg.
    Info und Anmeldung
  • 32. Sommerakademie Alfter
    19. Juli bis 14. August 2021

    INZWISCHEN

    30 künstlerische Kurse aus allen Disziplinen für Jung und Alt in den Ateliers der Alanus Hochschule Alfter zwischen Siebengebirge und Kottenforst – und hoffentlich nicht vor dem Bildschirm. „NZWSCHN“ – Tanz der Konsonanten um das „i“ – inzwischen knautscht den Zungenschlag und knetet das „i“ hinein, bildet den Raum für den Wortwechsel, den bewohnbaren Zwischenraum: in.  Denn die Zeit bleibt nicht stehen, der nächste Sommer kommt bestimmt und was wird unterdessen geschehen sein? Wir wissen es nicht. Aber die Sommerakademie Alfter findet statt. So oder so.
    Info und Anmeldung

Film- und Lesetipps

  • Kurzfilmreihe Anthroposophische Medizin.
    Unter dem Titel Die Kunst des Heilens widmet der Regisseur Benedikt Schulte sieben Kurzfilme à 15 Minuten der Anthroposophischen Medizin. Matthias Girke, Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum, hat die Produktion begleitet. Die Reihe „fängt die Praxis ein, lässt medizinische Fachkräfte, Forschende und Studierende sowie Patientinnen und Patienten zu Wort kommen und zeigt Hintergründe der Anthroposophischen Medizin auf.“  (Goetheanum, 24.03.2021)
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  • Wie geht es den Kindern?
    Im jüngst eingerichteten Goetheanum-TV können Videoaufzeichnungen der unter den Bedingungen der Pandemie als Livestream veranstalteten Goetheanum-Gespräche Die Welt von innen abgerufen werden. Im April dieses Jahres sprach Gerald Häfner mit Claudia Grah-Wittich von der Bildungseinrichtung der hof in Frankfurt Niederursel, der Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin Dr. med. Karin Michael (Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke) sowie dem Musiker und Waldorfpädagagogen Iru Mun zum Thema: Corona – Wie geht es unseren Kindern? (Goetheanum TV, April 2019)
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  • Corona und die Kinder.
    Unter den Corona-Maßnahmen haben Kinder und Jugendliche besonders zu leiden, ihre Sicht kommt aber kaum zu Wort. Info3 widmet den Kindern ein Themenheft mit Beiträgen von 14 Fachleuten, die danach fragen, ob Corona-Impfungen für Kinder zu verantworten sind, welchen Sinn das Maskentragen im Unterricht hat und wie geschützte Entwicklungsräume für Kinder aussehen können. Überlegungen zu drohenden gesellschaftlichen Deformationen runden das Spektrum ab .
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  • Quelle - Eurythmie von Anfang an!
    Krippe, Kindergarten, Tanzstudio sind Orte für elementare Eurythmie mit kleinen Kindern. Im vorliegenden Praxisbuch finden sich anthropologische Grundlagen für die ersten sieben Lebensjahre, die aktuelle Forschung und anthroposophische Aspekte verbinden.  Auch der Kleinstkindbereich wird ausführlich bearbeitet. Detaillierte Berichte aus allen möglichen Arbeitsfeldern ergänzen den Blick. Vielfältige Beispiele zeigen, wie elementare Eurythmie mit Kleinst- und Kleinkindern praktisch gestaltet werden kann. Methodische Handreichungen ebnen den Weg, eigene Schritte in diesem Arbeitsfeld zu gehen.

    Andrea Heidekorn (Hrsg.): Quelle – Eurythmie von Anfang an. Kompendium der Eurythmie mit kleinen und kleinsten Kindern.
    Verlag Glomer 2018 (Kunst im Dialog). € 25,00.
    EAN 9783943618150.
    Bezug

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