Liebe Leserinnen und Leser,
Zum neuen Arbeitsjahr in den waldorfpädagogischen Einrichtungen der Kinderbetreuung wünschen wir gute Kräfte und gutes Gelingen für die zahlreichen anstehenden Aufgaben.
Wir erleben eine Zeit des Wandels und der Fragen in ökologischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Auch uns erreichen neue Aufgaben und Fragestellungen, und nicht alles kann „wie immer“ weiter geführt werden, wenn Neues sich als notwendig erweist.
Wir freuen uns, als neuen Redakteur in der Erziehungskunst frühe Kindheit Frank Kaliss begrüßen zu dürfen. Sie können in der nachfolgenden Abbildung den Beirat sehen, der in der Begleitung der Redaktion als Vertretung der Waldorfkrippen, der Kindergärten und der Vereinigung mitarbeitet.
Die großen Bildungsmessen wie etwa die Didacta werden immer weniger von Menschen besucht, die einen Ausbildungsplatz suchen oder den Ort ihrer Berufstätigkeit verändern möchten. So haben der Bund der Freien Waldorfschulen und die Vereinigung der Waldorfkindergärten beschlossen, andere Wege der Außendarstellung zu suchen.
Vom 28. bis 30. März 2025 findet die Veranstaltung „STEINER 2025“ in Stuttgart statt, auf welcher wir vertreten sein werden und die wir zudem mit der zeitgleich stattfindenden Vertreterversammlung unserer Vereinigung besuchen werden. Mehr dazu in der Rubrik Im Gespräch mit … – diesmal mit Monika Elbert, Generalsekretärin und Vorstand der AGiD . An der Buchmesse in Leipzig werden wir in diesem Jahr noch einmal teilnehmen. Die Tendenz geht dahin, kleinere Messen oder Events vor Ort zu nutzen, um mehr Menschen zu erreichen. Das wird eine Zukunftsaufgabe für die Fachschulen, Seminare und Regionen in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung werden.
Die Schulanfänger aus den Waldorfkindergärten haben gerade die Einschulung erlebt. Nach der Einschulung ist vor der Einschulung, denn es wird schon in einem Jahr wieder einen Übergang von Kindergartenkindern in die Schulen geben. Dem Übergang Kindergarten/Schule wenden wir uns in diesem Newsletter mit den Gedanken einer erfahrenen Klassen- und Förderlehrerin zu, die auch Erzieherin ist.
Auf die Buchbesprechung möchte ich dieses Mal gezielt hinweisen, da es um ein Buch aus der Feder von Philipp Gelitz sowie Kolleginnen und Kollegen von der Alanus Hochschule geht: Mit kleinen Kindern ganz im Leben. Gesellschaft und Waldorfpädagogik im Dialog.
Mit den besten Wünschen für das neue Kindergartenjahr,
Birgit Krohmer
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Beiratssitzung am 24. Juli 2024, Verabschiedung von Ariane Eichenberg und Willkommen für Frank Kaliss:
(stehend von links) Frank Kaliss, Melanie Lisges, Dagmar Scharfenberg, Sabine Cebulla-Holzki, Christian Boettger;
(sitzend von links) Birgit Krohmer, Ariane Eichenberg, Ulrike Bishop, Maria A. Kafitz
Der neue Redakteur Frank Kaliss stellt sich vor
2016 wurde die Erziehungskunst. Frühe Kindheit begründet, und von Anfang an war Ariane Eichenberg in der Redaktion. In der ersten Ausgabe formulierte sie: „Die Fragen, die sich täglich stellen, beim Einschlafen und Aufwachen, beim schönen und angespannten Miteinander mit unseren Kindern Tag für Tag, sind groß und existenziell. Die Antworten sind nicht einfach und oft nicht eindeutig. Frühe Kindheit versucht diese im Einzelnen konkret mit Blick auf Allgemeingültiges zu fassen.“ Über viele Jahre gab Ariane Eichenberg der Zeitschrift ein vielfältiges und vielschichtiges Gesicht und sorgte immer dafür, dass die Waldorfpädagogik der frühen Kindheit mit Tiefe behandelt wurde. Für diesen engagierten und qualitativen Einsatz sei ihr an dieser Stelle herzlich gedankt!
Da sich Ariane Eichenberg nun anderen Aufgaben widmet, gab es zum ersten September einen Wechsel, und ich darf mich heute als neuer Redakteur vorstellen: Nach meiner Kindergarten- und Schulzeit an der Freien Waldorfschule Engelberg machte ich zunächst eine kaufmännische Lehre. Darauf folgte ein Germanistik- und Geschichtsstudium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und zur Waldorfpädagogik an der Freien Hochschule für anthroposophische Pädagogik Mannheim. Nach sieben Jahren an der Freien Waldorfschule Schwäbisch Gmünd arbeite ich seit August 2012 am Waldorferzieherseminar Stuttgart, dort vor allem an der Freien Fachschule für Sozialpädagogik.
Darüber hinaus bringe ich für die Tätigkeit in der Erziehungskunst. Frühe Kindheit meine vielfältige Erfahrung in der Vereinigung mit: Seit 2013 bin ich Mitglied der Dozentenkonferenz, 2017–2023 war ich Mitglied im Koordinationskreis der pädagogischen Arbeitsfelder und seit 2023 bin ich Mitglied im Vorstand. Vor allem gehörte ich aber dem Beirat der Erziehungskunst. Frühe Kindheit seit 2019 an.
So möchte ich meine vielfältige Vernetzung in der Vereinigung und meine langjährige Erfahrung in der Erzieher:innen-Ausbildung in Lehre und Begleitung der Praxis dazu nutzen, dass die zentralen Themen, fundiert auf anthroposophischer Grundlage, für Eltern und Kolleg:innen dargestellt und greifbar werden. Mögen die aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen behandelt werden und Wissen und Ermutigung in häuslicher und institutioneller Erziehung erfahren! Damit wir alle mit Verständnis und Freude die Kinder ins Leben begleiten!
Ich freue mich auf die Aufgabe und bedanke mich für das Vertrauen, mir diese Tätigkeit zu übertragen.
Frank Kaliss
2025 jährt sich der Todestag Rudolf Steiners zum 100. Mal. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der anthroposophischen Bewegung: Wo stehen wir, wo kommen wir her, wo möchten wir hin? Bei der Veranstaltung Steiner 2025, die im kommenden Jahr in Stuttgart stattfindet, wird es um diese Fragen gehen. Birgit Krohmer spürt ihnen zusammen mit Monika Elbert, Vorstand und Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland, nach.
Was ist das Selbstverständnis der Anthroposophischen Gesellschaft, was sind die Herzensanliegen und Initiativen?
Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland (AGiD) hat derzeit über 11.000 Mitglieder und besteht nun seit mehr als 100 Jahren. Unser Hauptanliegen ist es, die von Rudolf Steiner veranlagte Anthroposophie im Sinne der heutigen Zeit weiterzuentwickeln und bekanntzumachen. Wir wollen aus ihr heraus die gegenwärtigen Krisen und Herausforderungen beleuchten, um einen Beitrag zur Zukunftsgestaltung zu leisten. Im Zentrum der Anthroposophie steht die Frage nach dem Verständnis des Menschen, nach seiner Selbstverantwortung und seine transformatorische Bedeutung für die Welt.
Rudolf Steiner hat seinerzeit nicht nur die Anthroposophie begründet, sondern verschiedenste Lebens- und Praxisfelder daraus entwickelt, wie beispielsweise die Waldorfpädagogik, Anthroposophische Medizin, Biologisch-dynamische Landwirtschaft, Heil- und Sozialpädagogik. Die anthroposophischen Praxisfelder zielen auf eine Transformation unserer Kultur, hin zu einer menschlich-werteorientierten Welt, weg von einer Welt, die wir ausbeuten und nur benutzen. Dieser Veränderungsanspruch setzt bei dem Bewusstwerden des Einzelnen und der Verantwortung für das ökologisch Ganze an. Es ist ein langer Weg, den zu gehen sich lohnt. Joseph Beuys hat den tiefsinnigen Satz geprägt, der mich berührt und aus dem ich persönlich hier in der AGiD mein Engagement verstehe: „Es gibt keine befriedigendere Methode der Selbstverwirklichung, als am Aufbau einer guten Gesellschaft mitzuwirken“. Wir sind sehr dankbar, dass so viele Mitglieder dieses Engagement als wichtig erachten und die gesellschaftsbildende Kraft der Anthroposophie mit ihrem Beitrag fördern.
Wir gehen auf den 100. Todestag Rudolf Steiners im kommenden Frühjahr zu. Wie sollen seine Leistungen und die gegenwärtige Bedeutung der Anthroposophie für die Zukunft in ein angemessenes Licht gerückt werden?
Zum einen hoffen wir, dass sehr viele anthroposophische Gruppen und Einrichtungen mit kleineren und größeren Veranstaltungen die Leistung Rudolf Steiners und das, was sich daraus entwickelt hat, würdigen.
Zum anderen möchten wir als Landesgesellschaft in Stuttgart, an dem Ort, an dem Rudolf Steiner stark gewirkt hat und wo von ihm die erste Waldorfschule begründet wurde, eine überregional ausstrahlende Veranstaltung in der Stuttgarter Innenstadt organisieren. Wir möchten damit Einblick in die verschiedenen Praxisbereiche, Lebensfelder, Unternehmen, in Kunst und Kultur geben. Es wird anspruchsvolle Diskussionen und Podien zu gesellschaftlichen Fragestellungen geben. Wir betonen unseren Beitrag zur Demokratieentwicklung und hoffen hierzu ins Gespräch mit politisch Verantwortlichen der Stadt und der breiten Bevölkerung zu kommen. Gleichzeitig stellen wir uns nach innen die Frage: Wie muss sich die Anthroposophie im zweiten Jahrhundert nach Rudolf Steiner weiterentwickeln? Hier gilt es weiter zu forschen, einzelne Themen zu vertiefen und an der öffentlichen Wirksamkeit weiterzuarbeiten.
Kürzlich hat eine sehr erfolgreiche Klima-Tagung am Dottenfelderhof in Bad Vilbel stattgefunden. Gibt es da einen Zusammenhang mit dem Begriffspaar von Reinkarnation und Karma, das in der Anthroposophie eine wichtige Rolle spielt?
Ja, unbedingt! Die Klima-Veränderungen, die wir meteorologisch mit ihren Auswirkungen weltweit erleben, birgt viele schwierige Unterthemen: die Lebensfähigkeit unserer Erde ist angegriffen. Dies drückt sich aus im drastischen Artenverlust, der Vergiftung der Gewässer und Böden, dem Humusrückgang, sozialer Kälte durch die Aufspaltung in reich oder arm, den Beziehungsverlust zur Natur etc.. All das ist Ausdruck einer globalen Beziehungskrise, die nicht technisch zu lösen ist. Vielmehr bedarf diese Krise einer spirituellen Ausformulierung.
Es ist wichtig, den Reinkarnations- bzw. Karmabegriff zu verinnerlichen und ihn aus der Zukunft zu verstehen. Wir werden einst mit den Folgen unseres heutigen Verhaltens zu tun haben. Nicht nur unsere Nachkommen, auch wir selbst werden mit unseren gegenwärtigen Versäumnissen sehr real konfrontiert sein. Denn die Erde ist letztlich die Substanz unseres Schicksals, das wussten alle alten Kulturen. Wir aber haben es in unserer Zivilisationsentwicklung längst vergessen und verdrängen es noch immer. Hier und jetzt aus Erkenntnis Verantwortung zu übernehmen, bildet den Ausgangspunkt für individuellen Wandel. Das gewachsene Zivilisationsverständnis, das auf die Ausbeutung der Erde baut, ist, nicht zukunftsfähig. Für die Erhaltung einer lebendigen Erde braucht es die Zusammenarbeit aller Menschen, die guten Willens sind. Die nach uns Kommenden setzen auf uns. Sie sollten für uns Ursache sein, unseren heutigen Zivilisationsentwurf zu überdenken und ihn mutig neu zu entwickeln.
Die schöpferische Kraft des Menschen aus Freiheit und Selbstverantwortung, die einen zentralen Punkt in der Anthroposophie bildet, ist hierfür ein entscheidender Ausgangspunkt. Insofern fängt der Wandel tatsächlich bei jedem und jeder Einzelnen an. Und für diese Erkenntnis aus Herzenskraft, die unser Handeln verändert, dafür setzt sich die Anthroposophische Gesellschaft ein.
Monika Elbert, Vorstand und Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland, lebt am Bodensee.
Das Gespräch führte Birgit Krohmer.
Fragen an Brigitte von Schwarzenfeld
Als Erzieherin, langjährige Klassenlehrerin und fünffache Mutter hat Brigitte von Schwarzenfeld viel Erfahrung mit Waldorfschulen. Sie ist in der Ausbildung von Seminarist:innen tätig und hat eine Fortbildung für Förderleherer:innen ins Leben gerufen – ein weiter Erfahrungshorizont. Im Gespräch mit Birgit Krohmer geht es um die Frage, wie Kindertageseinrichtungen Kinder mit besonderen Bedarfen auf das Schulleben vorbereiten können.
Welche Erfahrungen haben Sie im Lehrer:innenseminar gemacht?
In den Lehrerseminaren, in denen ich um Gastepochen gefragt wurde oder in denen ich in der Klassenlehrer-Didaktik unterrichtet habe, war das Interesse an Fördermöglichkeiten für Kinder mit Lernproblemen sehr groß. In einigen Seminaren, etwa in Berlin, wurde ich gebeten, neben den kurzen Informationen, die ich während der Seminarzeit geben konnte, auch Fortbildungskurse für Förderpädagogik anzubieten. In den üblichen Lehrplänen für Waldorfpädagogik kommt das Thema „Lernprobleme oder Lernschwierigkeiten“ meiner Ansicht nach viel zu kurz. Es wird höchstens mal erwähnt, dass es Kinder mit sogenannten „Teilleistungsstörungen“ gibt.
Das ist bei der Ausbildung von Förderlehrer:innen sicher anders?
Bei den von mir entwickelten Förderlehrerausbildungen gab es viele sehr interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer – insbesondere dann, wenn sie schon als Lehrkraft unterrichtet und die Not dieser oft sehr gut begabten Kinder erlebt hatten. Aber auch wenn der Wunsch, diesen Kindern zu helfen, vorhanden ist, bedarf es doch einer starken Empathie und auch Anstrengung, um die besondere Art der Wahrnehmung und Verarbeitung der Sinneseindrücke, die sich bei vielen Kindern mit „Teilleistungsstörungen“ wie Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie zeigen, zu verstehen. Diese Menschen können dann oft jahrelang segensreich für viele Kinder wirken und deren Lebensweg entscheidend zum Guten wenden.
Was können Eltern tun, wie können sie ihr Kind vorbereiten?
In der Vorschulzeit fallen Kinder, die später Schwierigkeiten haben, die Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben, manchmal auch Rechnen zu erlernen, dadurch auf, dass sie besonders phantasievoll spielen, besonders kreativ sind und auch dadurch, dass sie besonders liebevoll und hilfsbereit sind. Meistens wird bei ihnen angenommen, dass sie es in der Schule leicht haben werden. Wenn sich dann schon in den ersten Klassen zunehmend Schwierigkeiten zeigen, ist die Enttäuschung der Eltern groß, was den Kindern häufig auch gezeigt wird. Das vergrößert das Leid dieser von ihrer Veranlagung her besonders sensiblen Kinder oft sehr.
Wie können pädagogische Fachkräfte unterstützen?
Diese Kinder brauchen genügend Gelegenheit, ihre Kreativität und Phantasie auch auszuleben. Dafür brauchen sie Zeit und Möglichkeiten. Bis zum Zahnwechsel, also im Kindergarten, sollten keine kognitiven Anforderungen gestellt werden. Das Zählen kann beim Tischdecken und anderen Gelegenheiten gern geübt werden, Reihenfolgen können spielerisch beim Perlenauffädeln erkannt werden, aber dies alles niemals als Forderung, sondern als Möglichkeit. Den Eltern sollte empfohlen werden, diese Kinder möglichst spät einzuschulen, da sie erfahrungsgemäß seelisch langsamer reifen als die meisten ihrer Altersgenossen. Wichtig ist, dass sie mit einem starken Selbstvertrauen in die Schule kommen.
Würden Sie sich einen Förderbereich „Kindergarten“ wünschen?
Nein, denn dadurch würden diese eigentlich ja oft sehr gut bis hoch begabten Kinder den Eindruck bekommen, dass bei ihnen etwas „falsch“ oder „gestört“ sei, das einer besonderen Förderung bedarf. Das könnte zu Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung führen. Meiner Ansicht nach sollte alle Förderung innerhalb des normalen Tagesablaufs und in der Gruppe geschehen. Allerdings sollte es Fortbildungen für Erzieher:innen und Kindergärtner:innen geben, die es diesen ermöglicht, eventuelle spätere Probleme für diese Kinder zu erkennen und adäquat zu handeln und ihre eigene Kreativität im Alltag auch einbringen zu können.
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Am 24. August 2024 fand in unserer Region (Nordrhein-Westfalen) der lang ersehnte Fachtag für Waldorfpädagog:innen und Eurythmist:innen zum Zusammenwirken in der Kindergartengruppe statt. In einem Kreis von 30 Teilnehmer:innen begann unser Tag in den Räumlichkeiten der Michaeli Schule in Köln. Frau Birgit Krohmer (Vereinigung der Waldorfkindergärten) gab einen interessanten Vortrag über die Eurythmie, deren Entstehung und das Erleben der Eurythmie. Den Teilnehmer:innen wurden Fragen mit auf den Weg in die Einrichtungen gegeben, um Eurythmie zukünftig weiterwachsen und leben lassen zu können:
Was sollte Inhalt in der Erzieher:innen- bzw. in der Eurythmie-Ausbildung sein?
Wie wird die Eurythmie den Eltern nähergebracht beziehungsweise vermittelt?
Gut wäre, mindestens alle zwei Jahre einen Elternabend zu diesem Thema anzubieten.
Wie viel Vorbereitungszeit gibt man dem Kollegium beziehungsweise den Eurythmist:innen?
Wie ist die Kommunikation zwischen Fachkräften und Eurythmist:innen?
Bekommt das Kollegium Eurythmie?
Wie sind die vertraglichen Zeiten und die Honorare für die Eurythmist:innen geregelt?
Im Anschluss ließ Frau Sabine Deimann (EUKI, Arbeitsgruppe Berufsverband der Eurythmisten für die Eurythmie im Kindergarten) uns die Eurythmie intensiv erleben. Unterteilt war die Eurythmie im Vormittagsbereich in das Erleben und Fühlen der Konsonanten. Nach einer Mittagspause mit einem großen Austausch der Teilnehmer:innen, erlebten wir die Kindereurythmie und beendeten damit den Fachtag. Der Fachtag war für Eurythmist:innen und Pädagog:innen ein rundum gelungenes Erlebnis.
Region NRW
von Birgit Krohmer
Mit kleinen Kindern ganz im Leben. Gesellschaft und Waldorfpädagogik im Dialog
Mit der Neuerscheinung Mit kleinen Kindern ganz im Leben. Gesellschaft und Waldorfpädagogik im Dialog legt Herausgeber Philipp Gelitz ein vielschichtiges Panoptikum der Durchdringung von Alltag und Pädagogik vor. Namhafte Autor:innen aus Forschung und Lehre nähern sich dem Thema mit ihrer Expertise und auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands. Deutlich wird einmal mehr die Bedeutung von Beziehung als Grundlage jeder Form von Erziehung. Von der Geborgenheit durch Räume (Philipp Gelitz) bis hin zur Not mit dem Thema Zeit – Keine Zeit heute (Stefanie Greubel) –, die alle Erwachsenen in unserer Gesellschaft betrifft , sind zwei Säulen der Umgebung, die materielle und die prozessuale, zeitgemäß beleuchtet. Der Aspekt der Gesundheit (Karin Michael, Philipp Gelitz) wird von der Schwangerschaft an betrachtet und ist durch neuere Erkenntnisse – wie etwa zur gesunden Stilldauer – mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen im Einklang. Nachhaltigkeit leben mit Kindern (Janina Binner, Lina Masek) regt zur Reflexion mancher Gewohnheiten an. Im Beitrag Zwischen Bilderbuch und Smartphone – Medienbildung mit kleinen Kindern (Paula Bleckmann, Philipp Gelitz) wird ein gangbarer und praktikabler Weg von der Medienabstinenz über die Medienbalance zur Medienmündigkeit aufgezeigt. In das Thema Sex und Gender (Gisela Erdin) wird historisch grundlegend eingeführt, das Resümee ist feinste Waldorfpädagogik: „Es braucht also eine Pädagogik, in der Kinder nicht nur Informationen aufnehmen, sondern in der ihr eigenes Erleben ernst genommen wird, welches sie frei von Leistungszwang ausdrücken dürfen: im Spiel, in der Kunst und durch ihre eigenen Gedanken.“ In dem Beitrag Zugehörigkeitserfahrungen in der Waldorfpädagogik (Christiane Adam) wird deutlich, dass hier noch viel zu tun ist, um als Bewegung kulturelle Vielfalt und soziale wie migrationsgesellschaftliche Öffnung zu erreichen und diese als Selbstverständlichkeit zu leben. Unter dem Aspekt der Bewegungs- und Gesundheitsförderung in der Kindheit (Janne Fengler) wird die Arbeit von A. Antonowsky beleuchtet und eine Gemeinsamkeit der Pikler- und der Waldorfpädagogik deutlich: das Einstehen für eine autonome Bewegungsentwicklung in der Pikler-Pädagogik und die Stärke der Waldorfpädagogik in Bezug auf die Motorik als Voraussetzung weiterer Entwicklung. Sprachkultur im Kinderalltag (Ulrich Maiwald) zeigt mit schön beschriebenen Beobachtungsbeispielen auf, wie der Leib als Instrument über die Sinne in eine Resonanz mit den Mitmenschen und der Welt kommen kann. Bedingung dafür ist das ehrliche Interesse des Erwachsenen an dem, wofür das Kind sich gerade jetzt interessiert. Im Kapitel Vom Recht des Kindes auf den heutigen Tag (Frodo Ostkämper) wird, mit Janusz Korczak beginnend, der Bildungsbegriff auf das sich selbstbestimmt bildende Kind und weg vom Anspruch der Gesellschaft oder Ökonomie an das Kind gelenkt.
Die Vielfalt der angesprochenen Themen kann sowohl die Waldorfpädagogik selbst als auch den Diskurs über die Waldorfpädagogik unter Wissenschaftler:innen, Fachkräften, Studierenden und Eltern bereichern.
Bemerkenswert ist die Ausgewogenheit zwischen: Das zeichnet uns in unserer waldorpädagogischen Arbeit aus und Darüber können wir nachdenken im Hinblick auf Veränderungen und nicht Das haben wir schon immer so gemacht oder eben Hauptsache anders, beides schlichte Gewohnheitsverteidigungen.
Einzelne Gedanken tauchen in mehreren Beiträgen auf. Sie sind offensichtlich gerade besonders aktuell und werden unter verschiedenen Blickwinkeln aufgegriffen, so zum Beispiel Fragen nach der Gesundheit und ihrer Entstehung und nach deren nachhaltiger Förderung (Salutogenese).
Die einzelnen Beiträge sind gut unabhängig voneinander zu lesen und können so sicherlich sowohl für das Selbststudium wie auch als Anregungen zur Zusammenarbeit mit Eltern oder für Abschlussarbeiten in Ausbildung und Studium oder zur Vorbereitung der Konferenzarbeit im Kollegium verwendet werden.
Die bewusste Auseinandersetzung mit der waldorfpädagogischen Tradition auf der einen und den aktuellen Bedürfnissen heutiger Kinder in einer im Wandel befindlichen Gesellschaft auf der anderen Seite klingt in jedem Beitrag an und wird themenspezifisch vertieft.
Im Jahr 2026 wird die weltweite Waldorfkindergartenbewegung ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Schriften wie die vorliegende und vor allem der Austausch über die Themen der frühen Kindheit heute sind eine vorbereitende Standort- oder Standpunktbeschreibung unserer Pädagogik.
Birgit Krohmer
Mit kleinen Kindern ganz im Leben. Gesellschaft und Waldorfpädagogik im Dialog.
Philipp Gelitz (Hrsg.)
BELTZ JUVENTA
25,- €
ISBN 978-3-7799-8280-7
Link zum Buch und zur Leseprobe >>
Im September 2024 feiert der Integrative Waldorfkindergarten in Langendreer sein 40-jähriges Jubiläum. Ein Ort, an dem Generationen von Kindern liebevoll bis zur Schule begleitet wurden.
Stefan Vogt, Sohn einer ehemaligen Erzieherin und später selbst Vater eines Kindergartenkindes, erinnert sich an die Veränderungen, die der Kindergarten im Laufe der Zeit durchgemacht hat: „Ich habe den Kindergarten immer als einen Ort erlebt, der den Anspruch hatte und hat, die Kinder in jeglicher Hinsicht liebevoll durch den Tag zu begleiten. Vor allem die Außenwahrnehmung hat sich sicherlich geändert: Ein relativ kleiner Kindergarten, der kein ‚Ableger‘ ist, sondern seit Jahren eine eigenständige Institution mit einem hervorragenden Ruf, auch über die Stadtgrenzen hinaus."
Angelika Rempe, ehemalige Erzieherin aus der Gründungszeit, erzählt von den Anfängen des Kindergartens und der Zusammenarbeit mit den Eltern: „Da der Bochumer Kindergarten einen Mangel an Plätzen hatte, gründeten wir die fünfte Gruppe. Eine integrative Arbeit entstand später in Zusammenarbeit mit dem Christopherus Haus." Sie erinnert sich auch an die Veränderungen des Gebäudes und des Gartens: „Mit Hilfe der Eltern schafften wir es, den ehemaligen Klassenraum zu einer Waldorfkindergartengruppe umzubauen. Ebenso entstand ein Umbaukonzept für den Garten. Die Eltern waren sehr engagiert!"
Für die Zukunft wünscht sich Angelika Erzieherinnen, die Freude an der Arbeit mit den Kindern haben und offen für die Veränderungen in der Welt sind.
Stefan schließt sich den Wünschen an und betont die Bedeutung des Kindergartens: "Ich wünsche dem Kindergarten, dass er weiterhin so leuchten kann. Der Kindergarten zeigt, was möglich ist, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit den Eltern ein klares Ziel haben: Jedes einzelne Kind mit seinen Bedürfnissen wahrnehmen, individuell fördern und wachsen lassen. Nicht umsonst haben wir Eltern diesen tollen Ort immer gerne als „den besten Kindergarten der Welt“ bezeichnet."
Save the Date: Gefeiert wird das Jubiläum im Rahmen des Tages der Offenen Tür am 14. September 2024 ab 14 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Mehr unter: www.integrativer-waldorfkindergarten.de/veranstaltungen
Fortbildung für Eurythmist:innen für den Kindergarten
"Eurythmie im Kindergarten", 30. September bis 4. Oktober 24 in Stuttgart an der Freien Hochschule mit Kjell Häggmark und Matthias Jeuken