Die Vereinigung der Waldorfkindergärten war im Oktober 1969 aus dem Zusammenschluß der 69 damals bestehenden Waldorfkindergärten aus aller Welt gegründet worden, um gemeinsam Antworten auf die drängenden Erziehungs- und Bildungsfragen zu suchen und sich gegenseitig in der Arbeit zu unterstützen, zu helfen und zu raten.
Der Aufruf Rudolf Steiners anläßlich der Gründung der ersten Waldorfschule im Oktober 1919 in Stuttgart, daß auch für das jüngere Kind eine "Art Kleinkinderschule" eingerichtet werden müsse, um den Nöten der Zeit abzuhelfen, wurde gerade am Ende der sechziger Jahre, als eine starke Tendenz zur Verschulung der frühen Kindheit "modern" war, immer drängender. Es galt, eine Form und Arbeitsweise zu entwickeln, um tatkräftig den immer deutlicher sichtbar werdenden Gefährdungen der Kinder und der Kindheit entgegengetreten zu können.
Filmrealisierung Regie: Jochen Gerken, Kamera: Boris Weil, Musik: Robert Hermann, Texte: Dr. Wolfgang Saßmannshausen
Zu den vielfältigen Aufgaben gehören vor allem die Förderung der Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern, die Forschung auf dem Gebiete der Menschenkunde und Pädagogik des ersten Jahrsiebents und die Veröffentlichung dieser Forschungsergebnisse sowie die Durchführung von Tagungen, Kongressen und Kolloquien.
Die Arbeitsweise war so angelegt, daß der Internationalität und Regionalisierung Rechnung getragen wird: Aufgaben und Verantwortungen sollen dort geleistet und übernommen werden, wo Menschen in einem besonderen Arbeitszusammenhang stehen oder wo die Arbeit sachgemäß getan werden kann.
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Die „Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.“ ist im Laufe ihres bald 50-jährigen Bestehens stark gewachsen. Im Jahre ihrer Gründung 1969 gab es etwa 60 bis 65 Waldorfkindergärten in Deutschland. Heute ist sie mit über 2.000 Kindergärten in über 40 Ländern der Welt vertreten. Allein in Deutschland arbeiten gegenwärtig 581 Waldorfkindergärten sowie 5 Fachschulen und 10 Seminare zur Aus- und Fortbildung von Waldorferzieherinnen.
Diese enorme Entwicklung machte die Zusammenarbeit in der Vereinigung zunehmend unüberschaubar und schwierig. Um tragfähige Arbeitsformen für die Zukunft zu schaffen, wurde eine umfassende Neuordnung der Arbeitszusammenhänge unumgänglich.
Im Zuge dessen hat sich im Jahre 2005 der internationale Bereich als eigenständiger Zusammenschluss mit Sitz in Stockholm gegründet, dem Deutschland nunmehr als Landesvereinigung angehört. Auch in Deutschland setzt sich die Entwicklung zur Verselbständigung der Arbeitsfelder und Regionen auf unterschiedliche Weise fort. Damit wird es nötig, sich auf die Grundlagen der Zusammenarbeit und die verbindenden Aufgaben und Ziele neu zu besinnen.
Die tiefgreifenden Veränderungen in den familiären und gesellschaftlichen Verhältnissen sowie die aktuellen bildungspolitischen Zielsetzungen in Deutschland bestimmen die Rahmenbedingungen für die Erziehung mehr denn je und erfordern verstärkte Anstrengungen, um den Schutz der Kindheit im Interesse einer gesunden, dem kindlichen Wesen entsprechenden Entwicklung aufrechtzuerhalten. Der einzelne Kindergarten ist bei der Bewältigung der Komplexität der damit verbundenen Aufgaben sehr stark herausgefordert. Es zeigen sich unterschiedliche Bedürfnisse auf drei verschiedenen Ebenen:
Vor diesem Hintergrund basierend auf den Werten der freiheitlich demokratischen Grundordnung, die Würde jedes einzelnen Menschen achtend, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, sozialer Herkunft, Geschlecht und Sprache, ohne jegliche Auslese, Sonderung oder Diskriminierung und das Recht auf Religionsfreiheit und freie Meinungsäußerung wahrend, stellen sich die in und für die Vereinigung der Waldorfkindergärten in Deutschland verantwortlich tätigen Menschen die Aufgabe:
Die Vereinigung verfolgt damit das Ziel, den Kulturimpuls der Anthroposophie Rudolf Steiners auf dem Gebiet der Sozialpädagogik in Deutschland zu verwirklichen und für die Entwicklung eines freien Erziehungs- und Bildungswesens einzutreten.
Sie tut dies in innerer Anknüpfung an die Aufgaben und Ziele, wie sie in der „Präambel zu der Satzung und den Arbeitsweisen der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.“ beschrieben sind, denen sie sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben verpflichtet fühlt.
Beschlossen auf der Vertreterversammlung in Würzburg am 15. Mai 2022.
Die Erziehung ist auf dem Hintergrund der materialistischen Zeitströmungen fragwürdig geworden. Die Rettung der Kindheit, dieser grundlegenden Lebensstufe der Biographie, wurde weltweit zur Pionieraufgabe.
Die Waldorfpädagogik setzt zur Gestaltung dieser Aufgabe eine Erziehergesinnung voraus, die im Kinde die volle Menschenwürde achtet, und deshalb die ewige geistige Individualität, das seelische Leben und die Körper-Leiblichkeit unterscheidet. Eigengesetzlichkeit und gesunde Entwicklungsbedingungen von Leib, Seele und Geist verlangen eine entsprechende Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik. Die Erzieher müssen Eltern und Miterzieher der Kinder einbeziehen und das heißt, gemeinsam mit ihnen an der Erneuerung der drei Kulturideale arbeiten, die Rudolf Steiner nannte "lebendig werdende Wissenschaft, lebendig werdende Kunst, lebendig werdende Religion". Ein harmonisches Ineinanderwirken dieser Ideale im Lebensraum der Kinder stärkt den Willen für neue Sittlichkeit und soziale Gemeinschaftsbildung.
Die beschriebene Erziehergesinnung und den ganzen Menschen erfassende Menschenkunde erwecken Liebekräfte im Erzieher und steigern seine Gestaltungskraft und Phantasiefähigkeit. Stellt sich die tägliche Erzieherarbeit liebevoll und schöpferisch in die gegenwärtigen Zeitverhältnisse und individuellen Schicksalsgegebenheiten hinein, kann sie nicht zu einem Programm mit Regeln und Verboten verhärten, sie wird zu einer ständig geistesgegenwärtig neu zu gestaltenden Kunst im Zusammenleben von Kindern und Erwachsenen. Waldorfpädagogik ist sich entwickelnde, lebendig erübte Erziehungskunst.
Die geistige Bewegung der Waldorfpädagogik hat von einer Schule mit einem Kindergarten und einer Gruppe seelenpflegebedürftiger Kinder ihren Ausgang genommen: Schulbewegung, Kindergartenbewegung, heilpädagogische Bewegung und vielfältige Einrichtungen, die zwischen diesen Richtungen ihre notwendigen Aufgaben ergriffen haben, sind entstanden.
Nicht nur die Waldorfpädagogik und Erziehungskunst verbindet alle Einrichtungen, sondern auch die Tatsache, daß die erste Waldorfschule ein Beispiel für eine Einrichtung des Freien Geisteslebens war. Nie darf die gesamte Pädagogische Bewegung vergessen, daß sie in diesem Sinne nicht nur Pionier in den Erziehungsfragen ist, sondern auch auf dem umfassenden Gebiet der sozialen Erneuerungsbewegung "Dreigliederung des sozialen Organismus".
Daher verbindet sie auch über alle Staats-, Sprach- und Religionsgrenzen hinweg der gemeinsame Kulturauftrag. Die Grundlage der Pädagogischen Bewegung ist die anthroposophische Geisteswissenschaft Rudolf Steiners.
Rudolf Steiner bezeichnete Zusammenarbeit als die Verwirklichung der Gnade desjenigen, der sagte: "Ich bin bei euch alle Tage" und "Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen". - Er wirkt als der Lehrer der Menschenliebe.
In der Internationalen Vereinigung schließen sich alle der Waldorfpädagogik zustrebenden Einrichtungen zusammen, die geistig, rechtlich und wirtschaftlich der Erziehung von Kindern dienen sowie der Ausbildung von Erziehern und der Zusammenarbeit mit den Eltern und dem allgemeinen gesellschaftlichen Leben.
Die Fruchtbarkeit der weltweiten Zusammenarbeit über alle sprachlichen, politischen und religiösen Grenzen hinweg ist eine bewährte Erfahrung. Das betrifft vor allem den Austausch über neue Entwicklungen und Forschungsaufträge an internationale Gruppierungen.
Das im gemeinsamen Ziel und Streben begründete Vertrauen und die auf allen Gebieten des sozialen Lebens verwirklichte Zusammenarbeit ist das hohe Gut der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten, das erhalten, geschützt und gepflegt werden soll durch die Arbeitsweisen, die in der folgenden Satzung beschrieben sind.
Die Beschreibung der rechtlichen Seite dieser Zusammenarbeit in der Satzung wird sich immer wieder neu dem Leben und den sich lebendig entwickelnden Arbeitsweisen anpassen müssen.
Dr. Helmut von Kügelgen