Newsletter April 2024

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, 

der Newsletter in der Osterzeit beginnt mit einem Artikel von Frau Berkmann-Lange zur kindlichen Sexualität als Ausdruck des freudigen Erkundens seiner selbst. 

Die sich anschließenden Berichte sind chronologisch geordnet: Zur Didacta in Köln und der gleich nachfolgenden  Vertreterversammlung am selben Ort. Frau Prof. Greubel stellte bei dieser Gelegenheit die Studienmöglichkeiten an der Alanus Hochschule für die Kindheitspädagog:innen vor und eine Bachelorstudentin, Frau Gramen, bittet Sie darum, einen Fragebogen auszufüllen. Sie erforscht, was Menschen motiviert, Waldorferzieher:in zu werden.

In Mannheim fand an der Fachschule ein Tag der offenen Tür statt;  es gibt dort, beginnend mit dem kommenden Studienjahr, einen neuen Studiengang zur Sozialassistenz.

Das Buch „Mit Kindern im Garten“ von Sandra Küchlin wird von Ulrike Kaliss, einer erfahrenen Waldorf-Naturpädagogin, rezensiert. 

Die Vorstellung befreundeter Institutionen beschreibt dieses Mal ELIANT, eine Bürgerrechtsinitiative, initiiert  von Dr. Michaela Glöckler, und das Eltern-Kind-Kurheim Juliusruh an der Ostsee.

Ein Link zum riskanten Spiel im Freien bestätigt die Bedürfnisse nach einer nicht neuen, aber vielleicht hilfreichen Bewertung sinnvoller Betätigungen in der Kindheit.

Und zu guter Letzt ein Hinweis in eigener Sache: Sie können den Newsletter nur selbst neu abonnieren oder abbestellen und auf diesem Weg auch Ihre Mailadresse ändern. Immer wieder erhalten wir Anfragen mit der Bitte um Zusendung des Newsletters. Diesen Bitten können wir nicht nachkommen, da Sie selbst Ihre Mailadresse freigeben müssen.

Eine kurze Anleitung finden Sie hier.

 

Mit herzlichem Gruß!

Birgit Krohmer
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Let´s talk about sex, baby …!

„Sexualität im Kindergarten? -- das gibt es doch noch gar nicht. Die Kinder sind doch noch unschuldig! Oder?“

So oder ähnlich begann eine Diskussion, als ich das Thema Sexualität in der Erzieher:innen-Ausbildung in einer Klasse begann. „Warum müssen wir die Kinder immer so früh sexualisieren? Die Kinder erleben doch keine Sexualität!“ Daraufhin fragte ich, ob die angehenden Erzieher:innen folgende oder ähnliche Ereignisse im Kindergarten erlebt haben:

  • Beim Wickeln in der Krippe bekommt ein Junge ein steifes Glied.
  • In der Krippe wollen drei Zweijährige zusammen aufs Töpfchen und zeigen einander, was sie gemacht haben.
  • Ein Zweijähriger haut ohne Windel aus dem Waschraum in den Garten ab und freut sich, die Luft und die Blicke anderer auf seiner Haut zu spüren.
  • Beim Geschichten-Erzählen im Mittagskreis kuschelt sich ein Kind mit dem Daumen im Mund an die Erzieherin und drückt sich fest an deren großen Busen.
  • Ein vierjähriges Mädchen spielt gerne mit dem Schaukelpferd und putzt es gut. Aber oft sitzt sie lange verträumt auf dem wackelnden Pferd.
  • Aus dem Puppen-Doktorspiel wird ein echtes Körper-Erkundungs-Spiel, bei dem die Kinder sich ausziehen und wechselseitig untersuchen. Ein Kind kommt in Raum und ruft im Singsang „Fuck, fuuuuck, fuck!“

Die angehenden Erzieher:innen geben lachend zu, dass passiere natürlich im Kindergarten. Und es darf auch passieren, denn das sei ja normal. Es wird also nicht untersagt. Nein, das brauchen die Kinder. Das gehöre zur ihrer individuellen Entwicklung, aber man müsse halt aufpassen... Aber das müsse man doch nicht gleich als Sexualität bezeichnen.

Die Aufzählung oben sammelt Beispiele kindlicher Sexualität, die die Kinder erleben und ausleben dürfen. Aber wir Erwachsene haben vielleicht manchmal ein gespaltenes Verhältnis zur Sexualität. Wir tun sie, setzen sie um und gleichzeitig wird sie als besprechenswert erachtet. Wir sprechen nicht über die positiven Aspekte, die kindlichen Aspekte der Sexualität. Es wird über Sexualität provokativ, mit Leistungsdruck und als Gefahr gesprochen. Erinnere ich mich an meinen Aufklärungsunterricht in den 80ern, dann ging es nur darum, die Gefahr der frühen Schwangerschaft und von Aids zu verhindern. Heute wird in den Regelschulen und auf Youtube wieder viel über die Gefahren von Sexualität und sexuell übertragbaren Krankheiten gesprochen und dann wird Kindern nun mitgegeben, dass es normal ist, homosexuell zu sein und eine sexuelle Vielfalt zu leben. Es geht dabei in der Aufklärung oft um die Formen der Sexualität, nicht um die zwischenmenschlichen Aspekte. Also sehr oberflächlich bespricht man die Sexualität: mehr über den Geschlechtsakt, statt über den Aspekt der zur Identität, der zur Beziehung führt. Sexualität als Teil der Beziehungskunst ist sehr intim. Darüber sprechen wir selten mit Freund:innen und vielleicht nur mit den Partner:innen. Dabei gibt es seit der sexuellen Revolution den Wunsch, die Sexualität für alle ins Leben und aus der Schmuddelecke zu holen. Daher ist mein Plädoyer, dass wir diesen feinen, persönlichen für die Identität und Beziehung wichtigen Aspekt besprechbar machen.

Ich will nun nicht die Sexualität überall in die Öffentlichkeit ziehen. Auch da gehört sie nicht hin. Sie ist etwas Besonderes für uns, unseren Körper und soll von uns wertgeschätzt, geliebt und geschützt werden. Aber was bisher oft auf der Strecke blieb, sind die Sprache und der Wissensaustausch und ein guter Umgang damit. Wir sprechen meist nicht über Sexualität, sondern nur über die Gefahren. Sexualaufklärung zum Schutz der Kinder! Aber wo bleibt das Wissen über die Freude, die Lust und vor allem die Erziehung? In den Einrichtungen wird Sexualität häufig erst dann zum Thema, wenn wir über Gefahren und schlechten Umgang sprechen.

Die WHO hat Sexualität wie folgt definiert:

„Sexualität bezieht sich auf einen zentralen Aspekt des Menschseins über die gesamte Lebensspanne hinweg, der das biologische Geschlecht, die Geschlechtsidentität, die Geschlechtsrolle, sexuelle Orientierung, Lust, Erotik, Intimität und Fortpflanzung einschließt. Sie wird erfahren und drückt sich aus in Gedanken, Fantasien, Wünschen, Überzeugungen, Einstellungen, Werten, Verhaltensmustern, Praktiken, Rollen und Beziehungen. Während Sexualität all diese Aspekte beinhaltet, werden nicht alle ihre Dimensionen jederzeit erfahren oder ausgedrückt. Sexualität wird beeinflusst durch das Zusammenwirken biologischer, psychologischer, sozialer, wirtschaftlicher, politischer, ethischer, rechtlicher, religiöser und spiritueller Faktoren« (WHO in: BZgA 2011, S. 18).

Das ist eine sehr breite und offene Definition. Wir sehen, dass die oben genannten Beispiele, wie Kinder Freude an ihrem Körper und dessen Reaktionen haben, unter dem Begriff der Sexualität im Sinne der WHO-Definition verstanden werden können. Wenn wir Erwachsene genüsslich einen Espresso genießen, der mit seinen vielen Aromen unsere Geschmacksknospen berührt und erregt, unseren Kreislauf anregt und uns in diesem Moment so guttut, so erleben wir auch in diesem weit verstandenen Sinn eine Art der Sexualität. Ein anderes Beispiel: Wir sind geistig von einem Vortrag oder Buch so angeregt, dass wir rote Backen bekommen, da wir uns mit in dem Thema ereifern. Vielleicht auch Sexualität?

Kinder wie Erwachsene erleben Sexualität in jedem Alter. Kinder erleben Sexualität offener, ohne den Geschlechtsakt, ohne ein Gegenüber und ohne eine Absicht. Das unterscheidet sie von Erwachsenen und zeigt ihren erweiterten sexuellen Begriff mit vielen Möglichkeiten. Die Erwachsenen kennen die offene Art der kindlichen Sexualität, finden diese aber möglicherweise nicht der Rede wert, und dann kennen und erleben sie weitere Formen der Sexualität, die deutlicher mit dem anderen und dem Orgasmus zu tun haben. Und da die Erwachsenen oft die Sexualität viel mehr mit Orgasmus und dem Geschlechtsakt begreifen, die feine, persönliche Form, die Geborgenheit gebende und erforschende Sexualität jedoch eher übersehen, übertragen sie ihr Verständnis von Sexualität immer wieder auf die Kindheit und das ist fatal. Wir sehen im kindlichen sexuellen Spiel oft die Intentionen und Gefahren der Art von Sexualität, die wir als Erwachsene leben.

Dann wollen wir Kindern das Spiel mit ihren Geschlechtsteilen verbieten. Dann denken wir, Kinder, die der Erzieherin an die Brust fassen, wollen diese – wie ein Erwachsener-- anmachen! Dann machen wir mit dieser falschen Interpretation des Erwachsenen aus dem kindlichen Wunsch nach Geborgenheit etwas Übergriffiges und Falsches. Wir entziehen dem Kind seinen freien Umgang. Diese Erwachsene Interpretation ist auch übergriffig. Wir ziehen durch unsere Bewertung die Kinder in unsere Erwachsene Interpretation von Sexualität. Doch die Kinder haben eine feine Form, die nur auf sich bezogen ist! Diese unterscheidet sich von dem, was wir in diesen Handlungen sehen mögen. Das Kind sucht Geborgenheit und will kuscheln. Wenn die Erzieherin es nicht so sehen sollte und es für sie sexuell erregend würde, muss hier natürlich die Grenze gezogen werden. Denn der Wunsch der Erzieherin nach Berührung vom Kind ist dann auch ein Übergriff.

Daher müssen wir sehen, dass Kinder eine andere, feine Form der Sexualität leben und dass wir ihnen diese zugestehen dürfen und sie schützen müssen. Das ist in vielen Kindergärten verbreitet, und die Erzieher:innen wissen, dass Körpererkundungsspiele in die gesunde Entwicklung von Kindern gehören. Eltern wissen es jedoch manchmal nicht. Die Eltern klagen das dann oft an, um ihre Kinder zu schützen – aus mangelndem Wissen über kindliche Sexualität. Eltern sollen und wollen ihre Kinder aufklären, aber wissen machmal nicht wie. So wurde Aufklärung in den vergangenen 40 Jahren immer mehr in die Schulen und in die Medien verlagert, und hier wurde oft zu spät oder zu früh aufgeklärt, häufig schlechter (vgl. Hierholzer, 2016) und immer aus dem Aspekt der Gefahr heraus. Aufklärung warnte vor Aids, vor Schwangerschaft und vor sexuell übertragbaren Krankheiten und vor sexuellen Übergriffen. Wie man seinen Körper nicht nur akzeptiert, sondern auch liebt, wie man Beziehung und Sexualität lebt, wurde oft nicht vermittelt, das musste man dann in ersten Liebes-Beziehungen selbst erforschen und sich herantasten. Wie der Geschlechtsakt funktioniert und welche Spielarten es gibt, ist selbst zu erforschen in der Bravo, in Youtube. (Vgl. Hierholzer, 2016)

Nun will ich nicht, dass wir die Kinder schon im Kindergarten aufklären, sondern dass sie erkennen und erlernen, ihren Körper in allen Formen und Funktionen zu lieben und wertzuschätzen. Nur was ich liebe und wertschätze, kann ich gut schützen. Wie sagt der Fuchs zum kleinen Prinz: „Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ (Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz 1985)

Und dieses Vertraut-machen hat mit dem Erforschen des eigenen Körpers und seinen Gefühlen zu tun, aber auch mit dem Erleben und Führen von Beziehung. Beziehung zu den Eltern, Bezugspersonen, Erziehenden und vor allem zu sich selbst. Und das beginnt mit der Geburt!

Beziehung läuft über Kommunikation. Aber wie viel wird bei Aufklärung nicht gesprochen – nur über Gefahren! Das ist der Rede wert. Wir müssen aber lernen, über die positive Sexualität in ihren reichen und feinen verschiedenen Facetten sprechen zu können. Nicht immer und überall. Ich rede auch über meine Krankenakte nicht überall, sondern mit bestimmten Personen und zu bestimmten Anlässen.

Und um für Sexualität eine Sprache zu finden, müssen wir mit der einfachen, Wohlbefinden gebenden Sexualität der Kinder beginnen. Wir müssen ihnen erlauben, zu sich, ihrem Körper und ihrer facettenreichen Sexualität eine Beziehung aufzubauen und diese offen besprechen zu können.

Fachberaterinnen erzählen, dass es gerade in letzter Zeit sehr viele Meldungen zu sexuellen Übergriffen in den Einrichtungen gibt, die sich oft schnell klären lassen. Oft wurde kindliche Sexualität falsch aus dem erwachsenen Blick interpretiert, weil Eltern kindliche Sexualität sehen, aber diese nicht einordnen können und weil sie selbst gelernt haben, nur bei Gefahren über Sexualität zu sprechen. Auch da sie selbst erst um die Pubertät begannen, diese Vorgänge mit sexuellen Begriffen zu benennen. Wir haben nur erwachsene Begriffe für das kindliche Forschen und Sich-selbst-Beglücken. Und somit auch nur eine Bewertung aus der erwachsenen Sicht.

Wir müssen Eltern endlich mit in die kindliche Sexualität miteinbeziehen und ihnen erklären, was kindliche Sexualität von der erwachsenen Sexualität unterscheidet. Kinder müssen ihre Form der Sexualität leben dürfen, um sich und ihren Körper kennenzulernen. Daraus entwickelt sich nicht zuletzt ihre Identität und ihr Selbstwert.So sollten wir eigentlich die Eltern aufklären, was die schulische und mediale Aufklärung oft nicht gemacht hat.

So sollte es in jedem Kindergarten, in jeder Kindertageseinrichtung regelmäßig in einem bestimmten Turnus Elternabende geben, bei denen das Natürliche der kindlichen Sexualität erklärt wird, damit sie nicht nur über Gefahren und Abarten von Sexualität sprechen können, sondern es erlebbar ist, dass wir über das Positive der Sexualität sprechen.

Bitte nicht erst dann einen Elternabend veranstalten, wenn ein kindliches Körpererkundungsspiel wieder zu einer Eltern-Beschwerde führte, sondern im Vorfeld regelmäßig alle ein bis zwei Jahre, genau so wie es regelmäßig einen Elternabend zur Einschulung gibt.

Dann kann auch genau erkannt werden, wenn ein Körpererkundungsspiel nicht fein und erforschend ist, sondern Kinder Zeichen geben, dass es ihnen nicht mehr gut geht. Wir brauchen alle ein artikulierbares Wissen über die Ausdrucksformen, aber auch die Grenzen der kindlichen Sexualität. Lebt ein Kind nämlich nicht mehr ein friedliches auf sich bezogenes Erforschen aus, sondern macht Praktiken der Erwachsenen nach oder lebt sie gar aus, sind das Zeichen, dass hier ein Kind etwas erlebt hat, das nicht mehr kindliche Sexualität ist. Das Kind ist dann in Gefahr.

Machen wir die kindliche Sexualität zu einem Thema, über das gesprochen werden kann: was alles zur normalen Entwicklung gehört und wo deren Grenze ist, beschreiben wir das Leben und seine Entwicklung positiv und mit Freude, dann können wir dabei auch über die Grenzen und Gefahren sprechen, aber sie sind nicht der Mittelpunkt und der Anlass. Anlass ist die Lebensfreude und das positive Körpergefühl, dass es zu schützen gilt.

Sexualität steht positiv im Mittelpunkt und an den Grenzen gibt es die Gefahren, die aber leichter abzuwenden sind, da das, was man liebt, besser geschützt werden kann.

Wir sprechen nicht von der Kinder bedrohenden Sexualität sondern von dem positiven Selbst- und Körperbild, das schätzenswert ist und die kindliche Sexualität insbesondere.

Wenn Kinder also begeistert ihre Produkte im Töpfchen vergleichen … wenn man hört, wie sich ein Junge und ein Mädchen im Waschraum ihre Genitalien zeigen und dann das „Du hast da einen Rüssel und ich nicht!“ … wenn ein Kind die erste saftige Erdbeere genüsslich und sinnlich, mit Saft aus dem Mund laufend, isst. Dann ist das kindliche Sexualität. Und diese macht Freude, wenn wir Gelegenheit haben, sie mitzuerleben, so wie es Freude macht, dass ein Kind das erste Mal seine Schuhe zubindet, versteht, dass die Murmel in der Murmelbahn immer nach unten rollt.

Sexualität ist positiv und kindliche Sexualität noch viel mehr. Lassen Sie uns darüber mehr und selbstverständlich sprechen und nicht nur über die Gefahren! Damit wir dann eine klare Abgrenzung erkennen und frühzeitig benennen können, wo die kindliche Sexualität verletzt wird, wo erwachsene Sexualität auf die Kinder übertragen und vor allem aufgedrückt wird. Frühzeitig die Grenzverletzungen zu sehen und darüber sprechen zu können, ist notwendig. Das geht nur, wenn eine Beziehung und eine Sprache gegeben sind. Heimlichkeit und Sprachlosigkeit geben den Gefahren Raum.

Und so geben wir den Kindern eine Zukunft, in der sie als Jugendliche und Erwachsene selbstverständlich und selbstbewusst eine gesunde, für sie Wohlbefinden gebende Sexualität leben und darüber in Beziehungs-gebenden Situationen sprechen können.

 

Patricia Berkmann-Lange

 

Literatur:

Breme Christian, 2013, Menschenbild und Lebenskunde, Ikaros-Verlag

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2016, Standards für Sexualaufklärung in Europa — FAQs

Hierholzer Stefan, 2014, Kompaktwissen: Sexualpädagogik für sozialpädagogische Fachkräfte, 2014, Handwerk und Technik, Hamburg

Maywald Jörg,2018, Sexualpädagogik in der Kita, Herder, Freiburg

Saar Sven, 2022, Beziehungskunst, Edition Waldorf

Saint-Exupéry Antoine de, 1985, Der kleine Prinz, Rauch, Düsseldorf

 

 

Didacta 2024 in Köln

Im Februar diesen Jahres fand die Bildungsmesse didacta in Köln statt. Die Vereinigung der Waldorfkindergärten teilte sich mit dem Bund der Freien Waldorfschulen und der Pädagogischen Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen einen gemeinsamen Messestand.

Um die Waldorfkindergartenpädagogik anschaulich zu präsentieren, haben wir mit den Firmen Stockmar/Mercurius unter dem Motto „Farbton und Klangfarbe“ Workshops zur Quintenstimmung mit Musikinstrumenten von Choroi und Malen mit Aquarellfarben von Stockmar angeboten. Die Besucher:innen konnten Instrumente ausprobieren – vom Glockenspiel über Klangstäbe- und -hölzer, eine Choroi-Pentatonflöte, eine Kinderharfe bis hin zu einem XXXL-Xylophon. Mit Stockmar-Aquarellfarben konnte unter fachkundiger Anleitung der Künstlerin Anne Adelt nass in nass gemalt werden, was von Kindern und Erwachsenen in einer Oase der Ruhe freudig genutzt wurde.

Unsere Referentinnen für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung wurden tatkräftig unterstützt durch Mitarbeiterinnen des Waldorfkindergartens Troisdorf und Fachberaterinnen der Praesensio. Die Waldorfkindergartenseminare Dortmund und Köln standen den Besucher:innen für Informationen und weiterführende Auskünfte zur Verfügung. Seminaristinnen des Waldorfkindergartenseminars Dortmund haben mit den Besucher:innen Zwerge genäht, die gerne mit nach Hause genommen wurden. Ein schöner Infostand über die Imkerei in den Waldorfkindergärten rundete das Bild ab.
Unser Auftritt wurde ferner flankiert durch Kurzreferate und Gespräche mit dem anwesenden Publikum. Dankenswerterweise haben dies Anne Marisch vom Seminar Köln, Petra Lambert und Barbara Leineweber, beide Fachberaterinnen von Praesensio, Elke Rüpke, Bildungsreferentin, sowie Birgit Krohmer von der Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung übernommen.
Unsere Give-Aways der Firma Stockmar/Mercurius fanden großen Anklang, in diesem Jahr gab es eine Wundertüte, sehr zur Freude von Klein und Groß.

 

 

Februar 2024 – Vertreterversammlung in Köln

Die Vertreterversammlung war geprägt von Fragen rund um das Thema „Entwicklung“: von der Entwicklung der Demokratie über die des Kindes bis hin zu der Frage nach „Vergangenheit und Zukunft der Waldorfkindertageseinrichtungen“. Impulsierende Vorträge wechselten ab mit Arbeitseinheiten, in welchen die Einzelnen gefragt waren. Und so war – dem Thema „Entwicklung“ ganz entsprechend – die Vertreterversammlung von einem lebendigen Austausch geprägt.

„… hineinwachsen in die Demokratie“: Unter dieser Überschrift gestaltete Johannes Stüttgen den Auftaktvortrag der Vertreterversammlung. Von verschiedenen Ausgangspunkten näherte sich der Künstler der Frage nach den Bedingungen für Demokratie heute und öffnete den Blick für die Zusammenhänge von Kindheit, Demokratie und einer bewusst ergriffenen und gestalteten Dreigliederung des sozialen Organismus. Stüttgen ermutigte mit seinem lebendigen Vortrag dazu, Altbekanntes neu anzuschauen und neu zu denken, um Raum zu schaffen für das, was aus der Zukunft heraus werden will. Berührend war, wie sich seine Biografie mit seinem Lebenswerk verflochten hat.

Die Vorstellung der Region und eine Stadtführung am Abend machte den Teilnehmenden die sprichwörtliche Frohnatur der Kölner erlebbar, auch ohne Karneval.

In zwei Arbeitseinheiten befassten sich die Teilnehmenden mit dem Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren TRIALOG. Margarete Kaiser und Prof. Dr. Stefanie Greubel gaben Einblick in dieses Verfahren und die Ergebnisse des Pilotprojekts in einigen Waldorfkindergärten im gesamten Bundesgebiet. Im Anschluss waren die Anwesenden aufgerufen, Ideen zur Weiterführung und Etablierung des Verfahrens zu entwickeln. Dies geschah im regen Austausch in Form eines World-Cafés.

Auf der Vertreterversammlung im November 2023 wurden die Ergebnisse des Fachkräftegewinnungsprojekts von Annette Stroteich vorgestellt und von den angereisten Vertreter:innen diskutiert, vertiefend betrachtet und erweitert. In Köln wurde konkret an die Impulse vom November angeknüpft: Sieben Themenfelder werden nun in verschiedenen Gremien und Organen der Vereinigung weiter bearbeitet. Von „Willkommenskultur in den Einrichtungen“ über „Kindertageseinrichtungen als Ausbildungsort“ bis hin zu „Kritischer Selbstreflexion und interner Diskurs“ werden Fragestellungen von Vertreter:innen, den verschiedenen Arbeitsfeldern, der Bildungsreferentin sowie von Geschäftsführung und Vorstand weiter bewegt.

Die Feierlichkeiten zum Jubiläum „100 Jahre Waldorfkindergarten“ sind nicht nur Anlass für einen Blick in die Entstehung und Entwicklung der Einrichtungen und der Waldorfpädagogik, sie bieten auch Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken, sie zu impulsieren und bewusst neu zu ergreifen. Gemeinsam wurden, unserem Organigramm folgend, Ideen für die Umsetzung in den Kindergärten, Regionen, Seminaren und Fachschulen gesammelt.

Und alles weitere wie auch der Bericht über die Mitgliederversammlung wird alsbald im Protokoll an die Mitgliedseinrichtungen versendet werden.

 

 

Waldorfpädagog:in werden: Wege der Professionalisierung

Zusammenfassung der Diskussion auf der Vertreterversammlung der Waldorfkindergärten e.V. in Köln.

Bundesweit und trägerübergreifend spitzt sich die Situation für Kindertagesstätten, das pädagogische Personal und die Familien mit Kindern unter sechs Jahren dramatisch zu: Laut aktuellen Zahlen der Bertelsmann Stiftung (November 2023) fehlen derzeit rund 400.000 Kita-Plätze. Der Fachkräftemangel gilt als ein Baustein, der die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz und die Gewährung einer hohen pädagogischen Qualität in den Einrichtungen deutlich gefährdet. In einer Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V. (März 2023) wird mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass der Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen nicht nur die Fachkräfte selbst, sondern auch Leitungen, Träger, Politik, Eltern, Kinder und die Wirtschaft vor große Herausforderungen stellt und dass Mindestanforderungen für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen umgesetzt werden müssen, die die Bereiche

  • Qualifikation aller Personen, die in Kindertageseinrichtungen arbeiten,

  • Fachkräfte-Kind-Relation sowie

  • Rahmenbedingungen

umfassen.

Die Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V. positioniert sich ebenfalls zu der aktuellen Sachlage und versucht ihrerseits durch zahlreiche Initiativen die prekäre personelle Situation in den Kindergärten und Kindertageseinrichtungen zu verbessern. Mit Blick auf die einzelnen Elemente der gesamtpädagogischen Qualitätsprozesse bietet sie unter ihrem Dach – und das ist besonders einzigartig und hervorhebenswert – zahlreiche Qualifikationswege für Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Vorerfahrungen und individuellen Berufswünschen (vgl. Abbildung 1).

Durch die vielfältigen Zugangswege können interessierte Menschen in der für sie passenden Form aus- und weitergebildet werden. Dabei profitiert sowohl die Praxis als auch das gesamte Qualifizierungssystem von einer Durchlässigkeit und einer wechselseitigen Befruchtung der einzelnen Ausbildungsorte. Waldorfpädagogisch interessierte Schulabgänger:innen haben demnach beispielsweise die Wahl, ob sie den Weg in die waldorfpädagogische Praxis über eine (praxisintegrierte) Ausbildung in den Fachschulen oder bei Vorliegen einer Hochschulzugangsberechtigung über ein praxisbegleitendes Studium in der Alanus Hochschule gehen wollen. Durch die flexible Studiumsstruktur von Vollzeit- und Teilzeitvarianten ist auch eine berufsbegleitende Ausrichtung der Professionalisierung möglich und sinnvoll. Gleichzeitig können die Seminare die Bedarfe von in der Berufspraxis stehenden pädagogischen Mitarbeitenden nach einer waldorfpädagogischen Vertiefung erfüllen. Zusammenfassend handelt es sich um ein dynamisches System, da in allen Bereichen eine enge Verflechtung zwischen Theorie und Praxis besteht, Module aufbauend miteinander kombiniert werden können und die Ausbildung für alle Fachbereiche durch das hauseigene Konzept gesichert werden kann. Durch aufbauende Master-Studiengänge steht mit der Alanus Hochschule eine Institution bereit, die bei Bedarf für die Seminare und Fachschulen die Dozierenden qualifiziert und weiterbildungswillige Fachberater:innen anspricht. So stärkt die Alanus Hochschule als einer der Ausbildungsorte sowohl die Praxis direkt mit dem Studiengang Kindheitspädagogik als auch indirekt über den Qualifizierungsweg Bachelor und Master für die anderen Ebenen sowie über den Brückenschlag in die Wissenschaft. Kooperationsstrukturen zwischen den einzelnen Ausbildungsorten stärken zudem das gesamte System und werden aktuell gut genutzt.

Ein zusätzlicher Effekt dieser multiplen Zugangswege ist die Förderung von multiprofessionellen Teams in der Frühpädagogik, welche das Potential haben, durch ihre unterschiedlichen Kompetenzbereiche die gestiegenen Anforderungen in den pädagogischen Einrichtungen bewältigbar zu machen. Die gemeinsame Kraft der waldorfpädagogischen Haltung kann hier das verbindende Element sein, welche als ein Baustein im Gesamtsystem der pädagogischen Qualität ins Gewicht fällt.

Die Vielfalt der Zugangswege stärkt somit einerseits die Gewinnung von Fachkräften auf allen professionellen Ebenen, sorgt für eine fluide Aus- und Weiterbildung der pädagogischen Mitarbeitenden und kann somit andererseits auch zu einer Steigerung der pädagogischen Qualität in der Praxis entscheidend beitragen.

Möglichkeiten der Information über die unterschiedlichen Qualifizierungswege finden sie hier.

Stefanie Greubel

 

 

 

Umfrage zur Arbeit im Waldorfkindergarten

Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Kindergärten,

 

mein Name ist Jana Gramen aus Hamburg und ich studiere an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter Kindheitspädagogik in Teilzeit. Ich bin im fünften Semester und schreibe aktuell an meiner Bachelorarbeit. Begleitet werde ich von Prof. Dr. Stefanie Greubel und Prof. Dr. Philipp Gelitz.

Ich arbeite seit zwölf Jahren in einem Waldorfkindergarten und habe ein großes Interesse, herauszufinden, warum Menschen sich für die Arbeit im Waldorfkindergarten entscheiden. Um das zu erforschen, erstelle ich gerade einen Fragebogen, der über einen Umfragelink Ende März / Anfang April 2024 in alle Waldorfkindergärten verschickt werden soll.

Da die wissenschaftliche Beforschung der Waldorfpädagogik der frühen Kindheit für unsere Bewegung eine zunehmende Bedeutung hat, möchte ich auf diesem Wege vorab auf meine Umfrage aufmerksam machen. Ich erhoffe mir dadurch eine rege Teilnahme.

Ich bedanke mich herzlich im Voraus für Ihre Zeit!

 

Mit herzlichen Grüßen, Jana Gramen

 

 

Tag der offenen Tür in der Freien Fachschule Mannheim — Ein Fest der Gemeinschaft

Alles begann im vergangenen Herbst: Eine unserer Fachschülerinnen in der praxisintegrierten Ausbildung berichtete uns von erheblichen finanziellen Schwierigkeiten ihres Waldorfkindergartens. Die Klassengemeinschaft wollte gerne helfen, und es wurden Überlegungen angestellt, ob sich ein Kuchen-Verkauf lohnen würde. Ein erster Gedanke von Gemeinschaft entstand. Auch in der Lehrer:innenkonferenz wurde der Gedanke zu helfen bewegt und um viele Ideen erweitert. Aus dem Wunsch zu helfen, entstand eine lebendige schulumfassende Initiative.

Sowohl im Handarbeits- und Werkunterricht wie auch im Kunstunterricht wurden kleine und große Werkstücke für einen Basar gefertigt, daneben fanden verschiedene Bastelabende und Nachmittage auf freiwilliger Basis statt. Und darüber hinaus wurden Puppenspiele für den Tag der offenen Tür am 15. März eingeübt.

Im Untergeschoss, in dem sich einige Räume der Fachschule befinden, war in der letzte Woche reges Treiben, um alles herzurichten.

Dann kam der 15. März. Gleich beim Eingang konnte man sich über die Fachschule und das Programm des Tages informieren und den Unterricht anhand eines Angebotes an offenen Kursen kennenlernen, oder an der Präsentation von Puppenspielen durch Fachschüler:innen teilnehmen. Ein Thema war beispielsweise eine selbstentwickelte Geschichte mit dem Thema, dass wir „Ramadan“ und „Ostern“ gemeinsam feiern wollen – und was daraus alles entstand. Darüber hinaus zeigten zwei professionelle Puppenspielerinnen, unsere Dozentin und Puppenspielerin Nicole Schreyeck und ihre Kollegin Monika Heissler-Firnkes zwei Aufführungen. So machte etwa die Uraufführung von „Wuff und Mieze“ deutlich, wie eng Abenteuer und Freundschaft zusammengehören.

Neben einem Ausstellungsraum, in dem Kunstwerke aus den unterschiedlichen künstlerischen Unterrichten gezeigt wurden, stellten sich im größten Fachschulraum Praxisstellen in Form einer Jobbörse vor. Es entstanden lebendige und interessante Fachgespräche zwischen den erfahrenen Praktiker:innen, unseren Fachschüler:innen, den Lehrkräften und untereinander. Es war schön zu erleben, wie sehr der Beruf der Waldorferzieher:in in den Berichten und Darstellungen der Praxiseinrichtungen erlebbar wurde. Ein großer Dank an dieser Stelle den Kolleginnen und Kollegen aus den Praxiseinrichtungen, die so viel zu diesem Austausch beigetragen haben! Auch wenn dann und wann die Interessierten bei den Puppenspielen oder im offenen Unterricht verweilten.

Ein wichtiger Treffpunkt dieser Jobmesse war unser liebevoll von den Fachschüler:innen eingerichtetes Café. Daneben ermöglichte eine Spielecke unseren kleinsten Gästen, sich zu beschäftigen. Auch unsere Fachschüler:innen waren hier immer mal wieder im lebendigen „Freispiel“, das für die kleinen Besucher:innen aufgebaut war, zu sehen.

Und den Mittelpunkt des ganzen Geschehens bildete der Basar, bestehend aus den Kostbarkeiten aus der Fachschule und dem Waldorfkindergarten Feuerbach bei Kandern.

All das wurde überstrahlt von einem allseits wahrnehmbaren Gemeinschaftsgefühl. Überall sahen wir lachende, in Unterhaltungen vertiefte, miteinander agierende Menschen. Hier wurden Informationen ausgetauscht, am Kleidertausch probierte jemand eine Jacke an und andere kamen vorbei und gaben ein Kompliment dazu. Begeistert berichteten andere der Erzieherin am Praxisstand von dem Puppenspiel und wieder andere überlegten sich, ob sie auch Auszubildende aus dem neuen Ausbildungsgang des sozialpädagogischen Assistenten aufnehmen sollten.

Dann entschloss sich der zehnjährige Sohn einer PiA-Auszubildenden spontan auch einen Beitrag zu leisten und spielte auf dem Flügel sehr gekonnt mehrere Stücke, was anschließend Fachschüler:innen ermutigte, es ihm gleich zu tun. Jede und jeder wollte etwas zu diesem Fest und der Gemeinschaft beitragen. So war auch ein Stand für „Kleidertausch“ auf die Initiative eines Fachschülers innerhalb einer Woche auf die Beine gestellt worden.

Zu guter Letzt konnten wir die Praxis- Anleiter:innen, die zum Treffen im Anschluss an diesen erfolgreichen Tag kamen, noch mit Kuchen und Kaffee beglücken. Und dann einen gelungenen Tag mit dem Aufräumen beenden.

Unseren 2023 neu bezogenen Räumen konnten wir an diesem Tag durch die lebendige Gemeinschaft, Freude und Geschichten noch mehr Leben einhauchen.

Wir alle waren am Abend erfüllt von vielen wunderbaren Begegnungen und Eindrücken. — Was für eine lebendige Gemeinschaft!

Patricia Berkmann-Lange

 

 

Neu: Praxisintegrierte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz an der Freien Fachschule für Sozialpädagogik Mannheim

Nachdem unsere Ausbildungsgänge, die zum Erzieher:innen-Beruf führen, so gut angenommen werden, starten wir im September die praxisintegrierte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz.

Damit wollen wir für junge Menschen mit Hauptschulabschluss einen Zugang zur pädagogischen Arbeit in Krippe, Kindergarten oder Hort schaffen — mit dem Schwerpunkt der Waldorf- und Naturpädagogik. Gleichzeitig wird ihnen ein Weg auch in die weitere Ausbildung als Erzieher:in eröffnet.

Die Ausbildung findet im Tandem von Berufsfachschule (2 Tage + 4 Blockwochen) und Praxiseinrichtung (3 Tage) statt. Die Praxisstelle vereinbart einen vergüteten Ausbildungsvertrag mit den Auszubildenden. Unter www.erzieher-in-bw.de gibt es weitere Informationen über die Vergütung. Im kommenden Schuljahr 2024/25 wird diese Ausbildungsform auch vom Land Baden-Württemberg unterstützt.

In Mannheim wollen wir diese Form der dreijährigen Ausbildung praxisintegriert durchführen. Das bedeutet, dass die Auszubildenden zwei Tage (Montag und Dienstag) an der Schule und drei Tage in der Praxiseinrichtung sind. Die Praxisausbildung wird ergänzt um zwei Blockpraktika in anderen Altersgruppen. So ist es gegeben, dass die Auszubildenden über die gesamte Ausbildung wöchentlich kontinuierlich in der Praxiseinrichtung präsent sind und dadurch eine mögliche Ergänzung gerade in basalen Aufgabenbereichen wie der Raumpflege oder als Begleiter:innen bei wöchentlichen Ausflügen sein können.

Den Ausbildungsinhalten liegen sowohl der Lehrplan von Baden-Württemberg wie auch Grundlagen der Waldorfpädagogik zugrunde, ergänzt von den Künsten, praktischem pädagogischem Handwerkszeug und tatkräftiger handwerklicher Arbeit.

Zugangsvoraussetzung ist ein Hauptschulabschluss mit einem Gesamt-Notendurchschnitt von 3,0; zusätzlich gilt, dass die Deutschnote 3,0 oder besser sein muss. Ebenso möglich ist der Einstieg nach einer zweijährigen Berufsausbildung.

Eine wichtige Grundlage ist darüber hinaus der Ausbildungsvertrag mit der Praxis-Einrichtung.

Mit dem Abschluss der sozialpädagogischen Assistenz können die Menschen dann in Kindertagesstätten, in Krippen und im Hort im Team mit Erzieher:innen zusammenarbeiten.

Wir sehen darin die Möglichkeit, dringend benötigtes Personal für die Waldorfkindergärten auszubilden und Menschen mit sozialen Kompetenzen kreative Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Wir haben bisher in der Regel sehr positive Erfahrungen gemacht. In jedem Jahrgang kommen sehr kompetente Fachschüler:innen über die Kinderpflegeausbildung/sozialpädagogische Assistenz in die Fachschulausbildung. Für viele war diese erste Ausbildung zur Sozialassistenz ein Einstieg in die Arbeit in einer Waldorfkindertageseinrichtung.

Wir im Kollegium freuen uns auf diesen neuen Ausbildungsgang mit seinen Schätzen und neuen Herausforderungen. Und wir hoffen, wir finden in Ihnen als Waldorfkindergärten gute Kooperationspartnerinnen für diesen Ausbildungsgang.

Patricia Berkmann-Lange

Buchbesprechung Sandra Küchlin (Hrsg.): "Mit Kindern im Garten. Zukunftsräume gestalten"

Naturräume erleben und gestalten im Waldorfkindergarten

€ 28.-
1. Auflage 2023

ISBN 978-3-7725-2509-4 Verlag Freies Geistesleben

 

In den vergangenen Jahren hat die Naturpädagogik in den Waldorfkindergärten immer stärker Einzug gehalten: Die Gartenzeit nimmt in den Einrichtungen größeren Raum ein, Wald- und Draußentage werden ausgebaut und immer mehr auch bei „schlechtem“ Wetter durchgeführt. Gruppen mit Draußenkonzept oder Waldpädagogik beziehungsweise Bauernhofpädagogik wurden aufgebaut. Die Vielfalt wächst.

Es wird immer deutlicher, dass gerade die Kinder von heute besondere Entfaltungs- und Erlebnisräume brauchen, wobei die Natur beziehungsweise das Draußensein große Chancen und Möglichkeiten bieten. Gesundheitliche Aspekte und Entwicklungsmöglichkeiten, etwa für die Motorik oder Sinneserfahrungen, aber auch das Freispiel sind hier grundlegend. Dies gilt ebenso für das Erleben von Verbundenheit, Sinnhaftigkeit und von großen Zusammenhängen.

Im nun neu vorgelegten Buch von Sandra Küchlin Mit Kindern im Garten. Zukunftsräume gestalten wird insbesondere der Garten in den Blick genommen. Das Gärtnern wird als sinnhafte und sinnstiftende Tätigkeit in den Mittelpunkt gestellt, sodass für die Kinder ein wirklich lebendiger Lebens- und Kulturraum entstehen kann, in welchem der Garten ein Entdeckungs-, Spiel- und Tätigkeitsort wird.

Zunächst beschreibt die Autorin sehr lebendig und anschaulich ein Kinder-Gartenjahr durch den Jahreslauf und gibt anschließend einige praktische Impulse für dessen Gestaltung.

Anschließend kommen 20 Autorinnen und Autoren zu Wort, die ihren individuellen Blick auf das Thema Natur in der Kindergartenpädagogik darlegen. Dies sind zum Beispiel allgemeine Gedanken, Beschreibungen von konzeptionellen Ansätzen oder ergänzende Aspekte aus der jeweiligen Arbeit.

Insgesamt ist das Buch keine systematische Erschließung des Themas der Waldorf-Naturpädagogik. Hierfür sind sicherlich andere Veröffentlichungen geeigneter, die inzwischen im Verlag Freies Geistesleben erschienen sind (Rosengren; Krohmer). Aber das Buch entwickelt anschauliche einführende Gedanken zum Gärtnern im Waldorfkindergarten, einige konkrete Ideen und vor allem vielfältige einzelne Aspekte und Ansätze. Ganz eindeutig macht es Lust, sich mit Kindern in die Natur, in den Garten zu begeben und tätig zu werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema wird auf jeden Fall bereichert und kann wunderbare Denkanstöße geben.

Nach dem Lesen scheint es nahezu unmöglich, mit den Kindern nicht viel mehr in die Natur zu gehen.

 

Ulrike Kaliss

 

 

Interview über ELIANT mit Michaela Glöckler

Die 2006 gegründete Europäische Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie (ELIANT) setzt sich für den Erhalt von Wahlmöglichkeiten und kultureller Vielfalt in der EU ein. Seit Januar 2012 ist ELIANT als registrierte Nichtregierungsorganisation in Brüssel tätig. Mit einem regelmäßigen Newsletter informiert das Netzwerk über seine Aktivitäten. Birgit Krohmer sprach mit Michaela Glöckler, einer der Gründer:innen von ELIANT.

 

Wer ist ELIANT?

Michaela Glöckler: Das ist die Abkürzung für „Europäische Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie“ – einer zivilgesellschaftlichen Organisation mit Sitz in Brüssel, die sich dafür einsetzt, dass die Produkte der angewandten Anthroposophie auch im europäischen Rechtsraum Fuß fassen können. Sie haben ja in den europäischen Nationalstaaten einen unterschiedlich hohen Grad an Anerkennung – auch auf rechtlichem Gebiet. Auf europäischer Ebene herrscht jedoch derzeit noch Rechtsunsicherheit.

 

Was war das Motiv zur Gründung?

Michaela Glöckler: 2004 kam die Demeter Babynahrung in die Krise. Aufgrund der neuen Vitamin-B-Verordnung, die für alle Babynahrung künstliche Vitaminzusätze vorgab, konnte der Demeter-Richtlinie nicht mehr entsprochen werden, die künstliche Vitaminzusätze verbietet. Das Demeter-Getreide hat genügend Vitamine aus der B-Gruppe, was den Brüsseler Behörden auch unterbreitet wurde. Deren Votum lautete aber: Eine so gute Qualität kann man in der EU nicht zur Vorschrift machen, und um für Euch eine Ausnahme zu machen, da fehlt Euch die kritische Masse. Parallel dazu wurden in Holland die anthroposophischen Arzneimittel vom Markt genommen.

 

Wie war das möglich?

Michaela Glöckler: Einfach dadurch, dass ein neuer Gesundheitsminister kam, der durchsetzte, dass in Holland nur noch die Arzneimittel auf dem Markt sein dürfen, die auch EU-weit verkehrsfähig sind. Das sind aber bisher nur die homöopathischen Arzneimittel, nicht jedoch die spezifisch anthroposophischen.

In der Debatte,  die im Januar durch Karl Lauterbach in die Medien kam, dass die Satzungsleistungen für Homöopathie und Anthroposophische Medizin gestrichen werden sollen, hat sich ein schlagkräftiges Bündnis mit rund 40 Vertretern gebildet: Organisationen und Verbände, Unternehmen, Öffentlichkeitsarbeiter und Personen mit politischen Verbindungen aus der homöopathischen, anthroposophischen und komplementären Medizin. Die Petition hat 200 000 Unterschriften erreicht und war fürs Erste erfolgreich. Da war ELIANT ein Vorreiter und Mitstreiter.
Vielen Dank, liebe Michaela Glöckler,  für das unermüdliche Engagement für die Belange der verschiedenen Tätigkeitsfelder der anthroposophischen Bewegung, die ja ineinander greifen und sich bedingen!

 

 

Die Phönix-Kurklinik auf Rügen eröffnet

Anthroposophische Mutter-/Vater-Kind-Kureinrichtung in Juliusruh begrüßt die ersten Kurgäste

Das lange Warten hat ein Ende: Endlich füllen die ersten Familien die Räume der anthroposophischen Phönix-Kurklinik in Juliusruh auf Rügen mit Leben. 30 Mütter und Väter haben Ende Februar mit ihren Kindern die frisch eingerichteten Apartments bezogen. Das Konzept umfasst ein vielfältiges medizinisch-therapeutisches Programm sowie waldorfpädagogisch ausgerichtete Kinderbetreuung.

Raus aus dem Alltag und erst einmal tief durchatmen: Nur wenige Gehminuten vom kilometerlangen Sandstrand entfernt ist mit der Phönix-Kurklinik in Juliusruh auf Rügen ein Ort entstanden, an dem Familien wieder neue Kraft schöpfen können. Die Eröffnung war ursprünglich bereits für Sommer 2023 geplant, musste jedoch wegen Verzögerungen im Laufe der umfassenden Bau- und Sanierungsarbeiten an dem ehemaligen Hotel „Atrium am Meer“ mehrfach verschoben werden. Das Klinikteam umfasst zwölf Mitarbeitende im medizinisch-therapeutischen Bereich sowie sechs pädagogische Fachkräfte. Gemeinsam mit den Kolleg:innen in Verwaltung, Küche und Housekeeping setzen sie alles daran, dass sich die Gäste hier rundum wohlfühlen. Dazu tragen auch die 37 freundlich eingerichteten, großzügigen Familien-Apartments mit separaten Kinder-Schlafzimmern bei.

Das im Norden Deutschlands einzigartige Klinikkonzept verbindet den salutogenetischen Ansatz der Anthroposophischen Medizin mit der ganzheitlich orientierten Waldorfpädagogik, um kleine und große Gäste umfassend in ihrer individuellen Entwicklung zu stärken. „Viele Familien stehen unter enormem Druck“, weiß die anthroposophische Ärztin Marina Kayser-Springorum, eine der Initiatorinnen der Einrichtung. „Mit unserem breiten therapeutischen Angebot unterstützen wir Eltern und Kinder dabei, sich ihrer Ressourcen wieder bewusst zu werden und neue, gesunde Verhaltensmuster zu etablieren.“ Dass dieses Konzept die Bedürfnisse der Familien trifft, zeigt nicht zuletzt die große Nachfrage: Bereits während der Planungsphase der Klinik hat sich eine Vielzahl Interessierter gemeldet.

Die Klinik ist ganz normal über die Krankenkassen finanziert. Um dorthin zu kommen, benötigt man einen Antrag (vom Hausarzt) für die Krankenkasse, die eine Kostenzusage gibt. Dann kann man einen Termin verabreden. Die Indikationen sind: Erschöpfungssyndrom; Asthma bronchiale; Neurodermitis; Adipositas...

Für die Kinder: Infektanfälligkeit; Asthma; Neurodermitis; Adipositas; und im weitesten Sinne alles, was durch Erschöpfung der Eltern mit den Kindern geschieht.

Man kann sich über anmeldung(at)phoenix-auf-ruegen(punkt)de als Patient:in anmelden. Eine Antwort erfolgt innerhalb von 14 Tagen. Da die Warteliste recht lang ist, muss man etwas Geduld haben, wenn man flexibel reagieren kann, kann es auch schnell gehen.

Die Kindergruppen freuen sich über Einräder, Pedalos, Springseile, Bälle zum Jonglieren und auch grössere Bälle. Auch Geldspenden helfen Spiele für drinnen, Bastelmaterial o.ä. zu kaufen, auch das eine oder andere Musikinstrument wird Freude auslösen.

 

 

Veranstaltungen unserer Kooperationspartner

  1. Fachtagung «Umgang mit mediatisierter sexualisierter Gewalt» Anthropoi 17./18. April
  2. Anthroposophische Fachtagung für Ernährung und Hauswirtschaft
    Die Arbeitsgemeinschaft für Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung in Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen lädt ein zur Anthroposophischen Fachtagung für Ernährung und Hauswirtschaft an der Freien Waldorfschule Köln, vom 9. bis 12. Mai 2024

    Ernährung erleben mit allen Sinnen -
    Lebenskräfte pflegen, stärken und erhalten“

    Es gibt keinen Zweifel - Ernährung hat Auswirkungen auf unsere Lebenskräfte, unseren physischen Leib, unsere seelische Befindlichkeit und auf unsere Umwelt.
    Wie ernähren wir sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene, damit sie gedeihen und lernfähig und gesund ihren Alltag meistern können? Im Kindergarten, dem Klassenzimmer und in der Schulküche kommt es auf unser Bewusstsein und unsere Haltung an. Mit unserer beruflichen Aufgabe haben wir großen Einfluss und tragen Verantwortung für die Ernährung und die Ernährungsbildung.
    Mit welcher Herangehensweise gehen wir dieses zentrale Lebensthema und Lernfeld an?

    Zur 38. „Anthroposophischen Ernährungs- und Hauswirtschafts-Fachtagung“ laden wir wie jedes Jahr alle Menschen ein, die mit Ernährung und Verpflegung im Kindergarten und in der Schule zu tun haben. Herzlich willkommen sind auch alle pädagogischen Fachkräfte, für die Ernährung und Ernährungsbildung relevante und zeitgemäße pädagogische Themen sind.
    Wir freuen uns, Ihnen ein spannendes Programm anbieten zu können, für das wir viele kompetente Mitwirkende und ausgezeichnete Referent*innen gewinnen konnten.

    Tagungsort
    Freie Waldorfschule Köln
    Weichselring 6-8 / 50765 Köln

    Tagungsgebühr 200,- € (inkl. schulische Verpflegung und Stadtführung)
    Bitte die Tagungsgebühr in bar mitbringen!

    Anmeldungen und Information bei:
    Heidi Leonhard heidimarie62(at)t-online(punkt)de

  3. Pfingsten Bildungs-Festival 17. bis 20. Mai Schloß Hamborn 
  4. Wittener Pfingsttagung zum Thema "Sprache-Sprechen-Kommunikation Herausforderungen unserer Zeit und Wege zu ihrer Bewältigung" 20.-25. Mai 2024 am Institut für Waldorf-Pädagogik Witten/Annen
  5. Internationaler Kongress "Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit. Lebenskräfte erschließen in einer Welt der Erschöpfung", Dornach 29. Mai bis 1. Juni  
  6. 17. Pädagogische Sommerakademie Stuttgart, 27.-30. Juli 2024
    Sinne als Verbindung zur Welt: stärken – schulen – schützen“
    Alle sind eingeladen: die traditionelle pädagogische Sommerakademie in Stuttgart spannt im Juli 2024 den gesamten Bogen der Waldorfpädagogik von der Krippe bis zur Oberstufe. Zum 17. Mal findet diese traditionelle Fortbildungsveranstaltung statt, die der Bund der Waldorfschulen ins Leben gerufen hat und die nun schon zum zweiten Mal unter der Trägerschaft der Freien Hochschule Stuttgart, der Hochschule für Waldorfpädagogik, veranstaltet wird.

    Für die einen ist und bleibt es die traditionelle Fortbildungsveranstaltung für Klassenlehrer*innen aus dem ganzen Bundesgebiet, aufgeteilt in jahrgangsstufenbezogene Kurse. Doch jetzt gibt es auch gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieher*innen und Oberstufenlehrkräfte. Aber auch für Interessierte, Eltern oder Studieninteressierte ist die Stuttgarter Sommerakademie eine einmalig intensive Gelegenheit, Waldorfpädagogik aus den verschiedensten Blickwinkeln kennenzulernen

    Neben den Kursen und Seminaren trifft man sich in den künstlerischen Workshops, zum gemeinsamen Austausch in den Pausen und beim kulturellen Abendprogramm – eine Pädagogik, die das Kind in seiner gesamten Entwicklung von der Geburt bis zum Ende seiner Jugendzeit begleitet, kann so zu einem gemeinsamen Erlebnis werden. Vier Tage intensiver Austausch rund um die Waldorfpädagogik, vier Tage zum Auftanken, Vernetzen, Freude miteinander haben.

    „Sinne als Verbindung zur Welt: stärken – schulen – schützen“ ist in diesem Jahr das Motto der Sommerakademie. Ein aktuell brisantes Thema im Zeitalter der Digitalisierung. Denn was macht unser Mensch-sein letztlich aus? Waldorfpädagogik hat das Konzept dazu, künstlicher Intelligenz zu begegnen, Kinder und Jugendliche mit allen Sinnen zu sensibilisieren, sie zu stärken und sie zu schützen, wahrhaft Mensch zu sein.

    Das ganze Programm und die Anmeldung (mit Frühbucherrabatt bis 31.03.2024):
    https://sommerakademie2024.de/

 

Termine der Vereinigung der Waldorfkindergärten

  1. Fachtag Eurythmie im Kindergarten Samstag, 20. April 2024 in Nürnberg
  2. Fachtag Eurythmie im Kindergarten Samstag, 04. Mai 2024 in München
  3. Pfingsttagung 17. bis 20. Mai in Hannover 
  4. Fachtag Eurythmie im Kindergarten 24. August in Köln
  5. Vertreterversammlung der Vereinigung der Waldorfkindergärten 
    15. bis 17. November in Kassel

 

Links

Gesunde Entwicklung von Kindern durch das "gefährliche" Spielen im Freien

 

Gesunde Kindheitsentwicklung durch riskantes Spielen im Freien

Über das Netzwerk der IASWECE kam dieser Link an uns; gerne möchten wir diesen mit Ihnen teilen.

Die ungarische Kinderärztin Dr. Emmi Pikler verwies immer wieder darauf, dass es sinnvoll sein kann, kleine Gefahren schon bei Babys zuzulassen, damit diese vorbereitet sind auf die Welt, wie sie ist. So sind beispielsweise Podeste in den Kinderkrippen eingeführt worden – als „einstufige“ Treppen, damit Kinder im kleinen Rahmen mit „Oben und Unten“ experimentieren können – und dies selbstverständlich schon im Krabbelalter. Jetzt sind es wieder Kinderärzte, welche auf die positive Bedeutung des Erlebens von Gefahr und deren Bewältigung hinweisen.

Hier eine Übersetzung der Zusammenfassung eines Textes von kanadischen Kinderärzt:innen, der in englischer Sprache im Netz zu finden ist.

 

Gesunde Kindheitsentwicklung durch riskantes Spielen im Freien: Balance halten und Verletzungen vorbeugen

 

Hauptautor(en)

Émilie Beaulieu MD MPH FRCPC, Suzanne Beno MD FRCPC; Canadian Pediatric Society, Ausschuss für Verletzungsprävention, Ausschuss für Verletzungsprävention

Abstract

Freies Spielen ist für die Entwicklung von Kindern und für ihre körperliche, geistige und soziale Gesundheit unerlässlich. Die Möglichkeiten zum freien Spielen draußen – und sogar zu riskanten Spielen – sind in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Sicherheitsmaßnahmen darauf abzielen, alle spielbedingten Verletzungen zu verhindern, anstatt sich auf die Vermeidung schwerer und tödlicher Verletzungen zu konzentrieren. Unter riskantem Spiel versteht man spannende und aufregende Formen des freien Spiels, bei denen der Ausgang ungewiss ist und durchaus die Möglichkeit einer körperlichen Verletzung besteht. Befürworter des riskanten Spiels unterscheiden „Risiko“ von „Gefahr“ und versuchen, das wahrgenommene Risiko als Chance zur Situationsbewertung und persönlichen Entwicklung neu zu definieren. Es wird die Belastung durch spielbedingte Verletzungen neben den Beweisen für riskantes Spielen abgewogen, einschließlich der Vorteile, Risiken und Nuancen, die je nach Entwicklungsstadium, Fähigkeiten und sozialem und medizinischem Kontext eines Kindes variieren können. Es werden Ansätze angeboten, um offene, konstruktive Gespräche zu dieser Thematik mit Familien und Organisationen zu fördern. Kinderärzte werden ermutigt, riskantes Spielen im Freien als eine Möglichkeit zur Vorbeugung und Bewältigung häufiger Gesundheitsprobleme wie Fettleibigkeit, Angstzustände und Verhaltensprobleme zu betrachten.

Schlüsselwörter: Aktives Leben; Kinder; Verletzung; Spielen; Risiko

Birgit Krohmer

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