Im Rahmen der Vertreterversammlung hielt Dr. Philipp Gelitz, Dozent im Institut für Kindheitspädagogik an der Alanus Hochschule in Alfter, am 13. November 2022 einen Vortrag zum Thema „Der wissenschaftlicher Zugang zur Waldorfpädagogik“.
Wer Pädagogik in sich aufnehmen will, der schreibe sich vor diese Pädagogik als Motto: Durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit, habe den Mut zur Wahrheit, schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit.
Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik
Das Menschenbild der Anthroposophie, das der Waldorfpädagogik zugrunde liegt, sieht den Menschen gegliedert in Leib, Seele und Geist. Der pädagogische Umgang orientiert sich ganzheitlich an dieser Dreiheit des Menschen, an den vier Wesensgliedern und an den Entwicklungsstadien des Menschen. Zu diesem Menschenbild gehört auch der Gedanke von Reinkarnation und Karma, das ist vielleicht der wesentlichste Unterschied zur traditionellen Pädagogik. Die geistige "Substanz" des Menschen ist unsterblich, sie lebt und entwickelt sich in neuen Inkarnationen weiter. Der Mensch ist für sein Schicksal selbst verantwortlich und hat die Aufgabe, es hier auf der Erde zu gestalten.
Die Begegnung mit dem Kind wird besonders für die Erziehenden zur Frage der Selbsterziehung, denn sie sollen dem Kind je nach Entwicklungsstand als Vorbild, Autorität oder Gegenüber dienen. Für die Pädagog:innen steht die Frage im Vordergrund, wie kann ich dem Kind helfen, seine eigene Individualität zu entdecken und zu entfalten. Um dem Kind dabei helfen zu können, ist die eigene Weiterentwicklung der Erziehenden Voraussetzung. Rudolf Steiner hat dafür einen Schulungsweg beschrieben.
Es gibt kein festgelegtes Programm in der Waldorfpädagogik, jede Pädagogin und jeder Pädagoge ist aufgefordert, aus eigener Verantwortung die Erziehung der Kinder zu gestalten.